Baukulturelles Erbe im Salzkammergut
Hier im Hinterrad in Ischl, oberhalb von Perneck, ist natürlich auf den ersten Blick der Eindruck einer alpinen Idylle. Wir sehen den Schafberg - ein zumindest im Sommer sonnendurchflutetes Hochtal und das alte Berghaus hier ist der letzte Zeuge dafür, dass diese Landschaft ursprünglich als Industrielandschaft genutzt wurde. Die damaligen Arbeitsbedingungen für die Bergarbeiter sahen so aus, dass es durch die langen Arbeitsschichten einerseits und durch die sehr mühsamen Verkehrswege, welche natürlich nur zu Fuß zurückgelegt werden konnten, es nicht möglich war, für die Arbeiter, in Ischl zu wohnen, sondern die Arbeiter wohnen auch hier. Wir haben wieder eine ganz ähnliche, zu vergleichende Entwicklung wie in Hallstatt wurden die Salzarbeiter in der Nähe der Mundlöcher der Stollen kaserniert, das heißt, es wurden Berghäuser errichtet, in denen die Arbeiter während der ganzen Woche wohnten, eine nahezu reine Männergesellschaft, wo ein Gehilfe ein "Gäumel" dafür sorgte, dass gekocht wurde. Und erst Samstags Mittag ging es wieder hinunter ins Tal. Der sogenannte "Abgang", der sich ja immer noch bei alten Dialektsprechern fürs Wochenende gehalten hat.
Wir sehen auch hier wieder einen dominanten Baukörper aus dem 18. Jh. mit einem Krüppelwalmdach, damals natürlich schon das Bewusstsein hier im staatlichen Hochbau, wie man so schön sagt, "salinarisch" zu bauen; auf Jahrhunderte. Das heißt, der Baukörper ist ganz bewusst vom Hang abgesetzt, es wurde in den Hang hineingegraben, eine Stützmauer aufgeführt, sodass die Hangwässer nicht in das Gebäude drücken können; es offen bleibt,. Eine Konstruktion, die wir zum Beispiel auch in großem Amtshaus in Hallstatt wieder finden. Und dieser Baukörper ist natürlich so solide gebaut, dass er, obwohl er eigentlich nur den Zweck, den einfachen Zweck eines Arbeiterwohnhauses hatte, heute immer noch besteht und immer noch Qualität besitzt. Auch von außen ist an der Fassade diese symmetrische Mittelgangerschließung ablesbar. Das ist für mich sehr, sehr spannend. Wenn ich mir die Grundrisse dieser Salinenbauten ansehe, zum Beispiel die ältesten wie den Ausseer Kammerhof und die im 19 Jahrhundert, wurden, wie zum Beispiel die Salinenverwaltung in Bad Ischl, spürt man in den Grundrissen ein strengeres Ordnungssystem. Ich versuche hier fast eine Isomorphie zu finden, so wie der Staat immer strenger, klarer strukturiert wurde, eine immer klarere Hierarchie gefunden wurde, so spiegelt sich das auch in den Grundrissen mit einem Mittelgang links und rechts die Schlaf, man muss eigentlich sagen Schlafsäle der Bergknappen, wo dann Pritsche neben Pritsche stand. Wenn wir aber jetzt das Gebäude von außen betrachten, merken wir auf einmal, das hier, obwohl ein Zweckbauer vorliegt, sehr sehr viel aufs Detail geachtet wurde. Allein die Kopfbretter vor den Pfetten sind mit einem schönen Brettschnitt ausgeführt, die Giebelverbretterung mit den Deckleisten hier spürt man einfach die handwerkliche Qualität.