Baukulturelles Erbe im Salzkammergut
Auch natürlich die Brücken und die Stege über die Traun hier im Stadtgebiet, von Bad Ischl sind natürlich wichtige technische Dokumente. Wir haben das Glück, noch am intakten oberen Steg, dem Taubersteg, zu stehen, während ja der untere Steg, der manchmal als Leharsteg oder auch als Kreuzersteg bezeichnet wird, leider zerstört wurde. Die Geschichte dieser Stege liegt natürlich klarerweise darin, dass man Übergänge über den Traun brauchte. Vor allen Dingen beim Kreuzersteg ging es darum, die Wiehrer-Quelle zu erschließen und um den Fußgänger Umwege zu ersparen, wurde einfach über die Traun ein Schiffsverkehr eingerichtet. Das war in der Mitte des 19. Jahrhunderts und erst später, also erst in den 1870er Jahren, wurde dieser Schiffsverkehr, diese Überfuhr über die Traun eingestellt worden. Wenn man sich vorstellt, das hat ja auch Qualitäten, also nicht über eine Brücke oder einen Steg zu gehen, sondern einfach mit einem Kahn über die Traun übersetzt zu werden. Es ist sicher langsamer, aber es ist immer eine völlig andere Qualität. Diese Qualität brach aber offenkundig schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, denn dann errichtete man bereits Holzstege über die Traun und natürlich dort, wo jetzt die Elisabethbrücke steht, war ja immer schon eine Traunbrücke.
Wendepunkt war das katastrophale Hochwasser von 1897, wo sämtliche Traunbrücken den Wassermassen zum Opfer fielen. Und dann entschloss man sich natürlich dem Zuge der Zeit entsprechend im Rahmen der industriellen Revolution war ja die Stahlproduktion, die stark steigende Stahlproduktion, ein ganz signifikantes Zeichen der Zeit. Und um diese Zeit zu zeigen, entschloss man sich natürlich auch, bei den Brückenkonstruktionen zum Material Stahl zu greifen. Und die in der Monarchie sicher größte Brückenbauerstatt Ignaz Gridl errichtete auch diese Stege. Ignaz Gridl gilt als einer der Industriepioniere Altösterreichs. Gridl wurde 1825 in Wien geboren, sein Vater betrieb im 6. Wiener Gemeindebezirk in der Esterhasegasse einen Schlossereibetrieb.
Gridl lernte einerseits im elterlichen Betrieb, wurde aber von seinem Vater zur Vervollkommnung seiner Ausbildung nach Paris geschickt, kam dann kurz vor der Märzrevolution wieder nach Wien zurück, trat in ein großes Eisenkonstruktionsbüro ein und eine der ersten großen Konstruktionsleistungen Gridls war die Dachkonstruktion der Hallen des St. Marxer Schlachthofes, wo es gelang in sehr, sehr filigraner Eisentechnik Träger zu entwickeln, wo wirklich extrem materialsparend eine weitgespannte Konstruktion entwickelt wurde und das machte dann natürlich Eindruck. Gridl machte sich dann selbstständig, die Schlosserei im 6. Bezirk wurde bald zu klein; er wechselt dann Richtung Süden über den Wienfluss in den fünften Bezirk, wo am Bacherplatz und in der Siebenbrunnengasse diese große Brückenbauanstalt eröffnet wurde, wo durchaus auch sehr harte Arbeitsbedingungen herrschen. Also es gibt auch zeitgenössische Berichte, dass die Arbeiter dort wirklich sehr brutal gehalten wurden. Zu den herausragendsten Eisenkonstruktionen zählte die Eisenbahnbrücke zum österreichischen Kriegshafen im Pola. Diese Eisenbahnbrücke war drehbar, das heißt, wenn die österreichischen Kriegsschiffe den Kriegshafen verließen, konnte man einen Teil dieser Brücke wegdrehen und für die großen Kriegsschiffe war dann die Durchfahrt frei. Das machte natürlich entsprechende Wirkung und so kamen dann natürlich entsprechende Folgeaufträge für Brücken.
Gridl machte sich aber auch einen Namen in der Konstruktion eiserner Glas- und Gewächshäuser. Zum Beispiel das große Palmenhaus im Schlosspark von Schönbrunn ist eine Konstruktion aus der Werkstätte Gridls. Aber auch viele kleinere Glashäuser, ich kenne zum Beispiel ein Glashaus in Traunkirchen das auch aus der Werkstätte Ignaz Gridl eben sehr viele Menschen zu Tode kamen und wo man sich dann feuerfeste Konstruktionen überlegte und das war natürlich eine riesige Marktlücke die Eisenkonstruktionswerkstätte und Brückenbauernstalt Ignaz Gridl eroberte und die wesentlichen Theater, die neuen Theater an der Ringstraße, also vor allem in der Burgtheater da ist die Ausstattung, die konstruktive Ausstattung, also wirklich von der Luftbrunnenanlage bis hinauf zum Schnürboden das sind alles Nietkonstruktionen aus der Werkstätte Gridl. Vielleicht noch Zum Werkstoff, ich habe vorher so ganz einfach das Wort Stahl verwendet, das waren natürlich noch Vorläuferprodukte, wo manche Metallurgen nicht unbedingt den heutigen modernen Begriff Stahl verwenden. Also vom Metallurgischen ist es natürlich ein Mischkristall aus Eisen und Kohlenstoff, aber man spricht zum Teil noch von sogenannten Fluss-Eisen. Das heißt, bis etwa 1860 wurde das Eisen gefrischt, also da ging es immer darum, den zu hohen Kohlenstoffgehalt aus dem Rohreisen herauszubringen im sogenannten Puddel-Verfahren. Da musste von den Arbeitern der glühende Stahl in diesen Schmelztiegeln umgerührt werden. Also eine extrem anstrengende, belastende Arbeit. Und dann etwa ab 1860 kam das neue Bessemer-Verfahren mit der sogenannten Bessemer-Birne, wo dann bereits Pressluft in das flüssige Rohreisen eingeblasen wurde und so der Kohlenstoffgehalt reduziert wurde. Und ich werde aber dann im Folgenden doch wieder der Einfachheit halber den Ausdruck Stahl verwenden.
Auch hier wieder diese wunderschöne Niet-Technik. Man sieht in den einzelnen Elementen diese halb kugelförmigen Nietenköpfe, die dazu dienten, die Konstruktionselemente miteinander zu verbinden. Das heißt, das wurde an Ort und Stelle durchgeführt. Hier stand eine Feldschmiede. Die Nieten wurden im Schmiedefeuer glühend gemacht. Den Monteuren mit einer Zange zugeworfen. Die Monteure trugen Lederhandschuhe und hatten es heraus, die glühende Niete in einem Sekundenbruchteil ins Loch zu schieben. Es wurde ein Gesenk dagegen gehalten und auf der anderen Seite mit einem entsprechenden Gegengesenk und Hammer dagegen geschlagen, sodass die Niete richtig formschlüssig drinnen saß. Durch das Abkühlen des Stahls veränderte wurde die Länge noch um ein kleines Kürzer Und damit ist die Konstruktion gespannt. Diese Nieten sind natürlich zu einem Gestaltungselement. Nämlich wie dieses Muster der Nieten ist, ist natürlich nicht nur rein technische Haltbarkeit, sondern gibt dieser Konstruktion einfach auch ihren ästhetischen Wert. Gerade hier in Ischl, denke ich, Ischl, das so als Kaiserstadt punktet, das gerade diesen Flair des 19. Jahrhunderts aufnehmen will, denke ich, wäre es wirklich ein Gebot zu sagen, wir versuchen diese Konstruktionen zu erhalten und zu pflegen. Und auch hier geht es wieder um die Pflege, nämlich einerseits kein Salz zu streuen und andererseits doch alle paar Jahrzehnte die Anstriche zu erneuern. Und so ist es möglich, die Brücken zu erhalten und nicht so, wie es beim Kreuzersteg passiert ist, die Brücke einfach abzureißen. Dann, wie vorgesehen ist, aus Walzprofilen eine neue Tragkonstruktion zu machen und dann mehr oder weniger als fake das alte Gelände wieder aufzusetzen. Und da es sehr wohl möglich gewesen wäre, diese Brücke zu restaurieren und es werden auch die zur Verschrottung vorgesehenen Teile jetzt vom Bundesdenkmalamt für ein Pilotprojekt verwendet, um zu zeigen, dass es möglich ist, mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand solche technische Kulturdenkmale zu erzeugen.