Baukulturelles Erbe im Salzkammergut
Hallstatt, Landungsplatz. Die topologische Gegebenheit, die topologische Grundsituation von Hallstatt formt natürlich die Gestalt der Plätze.
In der Episode 70 habe ich über die Entwicklung des Marktplatzes in Hallstatt berichtet. Heute geht es um die Entwicklung des Landungsplatzes.
Typisch für Hallstatt ist diese enge, gedrängte Lage zwischen Berg und See. Dieser enge, schmale Uferstreifen zwischen Berg und See, diese geringen, ebenen Flächen, die wirken auch auf die wenigen Plätze, die es in Hallstatt gibt. Nördlich des Markplatzes, vielleicht noch klarer zwischen Berg und See, liegt der Landungsplatz. Der Name kommt vom Anlanden der Schiffe. Diese Landung des Linienschiffs gibt es eigentlich schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, seit die Bahnstation am östlichen Ufer des Hallstädter Sees errichtet wurde und ein Linienverkehr zwischen Hallstattmarkt und der Bahnstation besteht, gibt es diesen Landungsplatz, dieses Anlanden der Schiffe. Aber natürlich war das Anwandten schon wesentlich früher der Fall.
Topologisch ist die Situation eigentlich wieder durch eine Geländefurche geprägt, das sogenannte Kirchental. Wenn man vom See Richtung Westen blickt, ist einerseits der ganz markante Geländeeinschnitt die Mühlbachschlucht. Nördlich der Müllbachschlucht wölbt sich der sogenannte Kirchberg, der quasi so im oberen Teil von der sogenannten "Fahndlwand" gekrönt wird, hervor und diese Geländeformation wölbt sich, wenn man sich weiter Richtung Norden bewegt, wieder in eine konkave Form in das sogenannte Kirchental, das letztlich die Falllinie von der katholischen Kirche nach oben darstellt. Und dieses Kirchental läuft dann Richtung See in eine Bucht aus, die einerseits die sogenannte "Gahöhe" im Ortsteil Tremischen bildet. Das ist quasi die nördliche Begrenzung dieser Bucht. Die schüttliche Begrenzung dieser Bucht ist die Einmündung des nördlichsten, ursprünglich nördlichsten, jetzt des Mühlbach-Hauptarms in den See.
In den historischen Darstellungen der Bucht, in der letztlich das Kirchental in den See ausläuft, sieht man in einigen dieser Darstellungen große Zillen verteuert. Und das war ein natürlicher, windgeschützter Hafen und gerade wenn starke Winde in den Hallstädter See reinfallen, ist es immer günstiger, auch einen windgeschützten Platz zu haben. Das ist einerseits eben diese Bucht, welche das Kirchental und letztlich die Verlängerung des Landungsplatzes darstellt und andererseits ist es der sogenannte Bognerwinkel, also die Bucht, die in Verlängerung des Pfannhausbühels des ehemaligen Standortes der Salz-Sudpfanne angeordnet ist. Also das ist, denke ich, auch noch eine Qualität dieses Landungsplatzes, seine windgeschützte Lage. Diese Bucht ist schon in sehr frühen Veduten des Ortes dargestellt. Also Ortsansichten von Hallstatt gibt es ja viele, also diese Vedutenkunst vor allen Dingen gibt es hier aus dem 19. Jahrhundert sehr viele Darstellungen. Die älteste bekannte Darstellung ist bereits Mitte des 17. Jahrhunderts von Matthäus Merian aus seiner Topografie.
Und natürlich die Exaktheit, die Authentizität dieser Darstellungen steigt im Laufe der Zeit. Im 19. Jahrhundert, da sind wir schon nahe bei fotorealistischen Darstellungen und natürlich dann spätes 19. Jahrhunderts, frühe Fotografien haben wir schon sehr genaue Befunde, während wir zum Beispiel Mitte des 17. Jahrhunderts bei Matthäus Merian die ganze Situation noch sehr, sehr schematisch sehen. Da sehen wir einerseits die Spitalskirche am Marktplatz mehr oder weniger als Landmark und die Häuser, die dann Merian darstellt, die sind eigentlich sehr beliebig, aber neben oder nördlich des Marktplatzes getrennt eben durch drei Objekte ist wiederum eine freie Fläche, die man als Vorläuferform des Landungsplatzes ansprechen könnte. Die sich im Gegensatz zu heute sehr schmal zum See hin öffnet. Heute ist ja das, denke ich, so Typische des Landungsplatzes. Einerseits die breite Öffnung zum See hin und andererseits die Gegenrichtung Richtung Westen, der steile Berg. Und da baut sich die katholische Pfarrkirche, die ja auf einer Terrasse ruht, die etwa 20 Meter über dem Niveau des Landungsplatzes angeordnet ist. Auf dieser Terrasse ist einerseits die katholische Pfarrkirche, die Michaelskirche, das Totengräberhaus und natürlich der Friedhof situiert.
Und das bildet quasi fast wie bei einem antiken Theater eine Proszeniumswand, eine Rückwand. Und ich glaube, das macht auch diese Qualität des Landungsplatzes aus, wenn man sich vom See her nähert, also man bewegt sich mit dem Schiff von der Bahnstation kommend in mehr oder weniger Ost-West-Richtung zum Landungsplatz hin. Und da gibt es quasi in der ersten Platzebene oder in der ersten Ebene, die den Platz nach hinten, nach Westen begrenzt, die Fassade des neu errichteten Heritage Hotels und dann dahinter quasi als zweite Ebene diese massive mittelalterliche Mauer der Terrasse.
Die Kirche und vielleicht als dritte Ebene wirklich die Landschaft, den Berg, das Kirchental, die diese Szenerie nach hinten, nach Westen sehr, sehr dramatisch begrenzt. Nach Norden und Süden hin ist der Platz eher unauffällig begrenzt. Da gibt es aktuell rechts, wenn man vom See aus blickt, also im Norden, eine relativ langgezogene Bootshütte und wieder eine eher kleinteilige, kleinformatige Bebauung. Nach Süden hin gibt es eine klare Abgrenzung des Platzes durch den quadergemauerten Mühlbacharm.
Dieser Mühlbacharm hat keinen Übergang, also der hat den ersten Übergang erst im Bereich der Großen Mühlstraße. Von der Großen Müllstraße Richtung Osten ist dieser Müllbacharm Übergangslos, bildet eine natürliche Barriere. Dann im Südwesten ist natürlich die Nordfassade, die Nordfläche der evangelischen Christuskirche, welche den Platz begrenzt und weiter Richtung Osten, eigentlich nur noch der sogenannte Kirchengarten, wo aber auch der Platz eher in diesen Kirchengarten optisch überfließt, überleitet.
In den Ortsansichten der Mitte des 18. Jahrhunderts ist das, was wir heute als Landungsplatz kennen, eigentlich gewerblicher Wirtschaftsraum. In diesem Bereich dominiert in diesen Ansichten die wirklich großdimensionierte einerseits Stadlerische Salzfertigung. Die Stadlerische Salzfertigung ist beim Brand 1750 völlig zerstört worden, die nimmt jetzt den Bereich ein, wo ehemals das Friseurgeschäft Brader war, wo diese Trafo-Station der OKA steht. Also dieser Bereich, der jetzt eigentlich auch relativ kleinteilig bebaut war, der war Mitte des 18. Jahrhunderts sehr, sehr dominant von dieser Stadlerischen Salzfertigung eingenommen und dann an diese Stadler Salzfertigung nördlich anschließend jener Kernbaukörper des heutigen Heritage Hotels, der natürlich auch Mitte des 18. Jahrhunderts schon eine Salzfertigung war, damals die sogenannte Ezingerische Salzfertigung, die Salzfertigerfamilie Ezinger. Das war jene Familie, welche die Dreifaltigkeitssäule, die heute am Marktplatz steht, gestiftet hat und die Ezingerische Salzfertigung wurde dann im frühen 19. Jahrhundert bereits von der Familie Seeauer übernommen, wurde die Seeauersche Salzfertigung und später dann das Hotel Seeauer. Und in diesen Darstellungen ist der Landungsplatz eigentlich als Platz nicht vorhanden, er ist da sehr dicht verbaut, also auch nördlich des Mühlbacharms, nördlich der Mühlbachmündung ist ein länglicher Baukörper dargestellt.
Über den sind wir auch sehr genau informiert. Von dem gibt es auch im Hofkammerarchiv eine sehr genaue Grundrissdarstellung. Das war ein Wirtschaftsgebäude, welches zur Stadlerischen Salzfertigung gehörte, die Stadlerische Salzstoßstatt und Küfferstatt. Also da wurden einerseits die Salzverpackungen angefertigt, andererseits wurde hier das Salz in die Küfeln eingestoßen. Das heißt, da war etwa die Hälfte dessen, was wir heute als freien Landungsplatz kennen, verbaut. Dann war quasi ein relativ schmaler, freier Bereich, das war der Zugang der Stadlerischen Salzfertigung zum See, weil er diese ganzen Salzfertigungen den Seezugang brauchte. Es waren die meisten Salzfertigungen direkt am See situiert. Nur Zwei Salzfertigungen, die Stadlerische und die Rechertsheimersche Salzfertigung. Rechertsheimer, das war etwa dort, wo heute das Waislhaus ist. Das Waislhaus, das war die Rechertsheimersche Salzfertigung. Da gibt es ja immer noch zwischen Gasthof Simony und dem Hotel Grüner Baum eine ganz, ganz schmale Gasse, die alte Hallstätter immer noch als das Rechertsheimer-Gassl bezeichnen. Also hatte die diesen Seezugang und die stadlerische Salzfertigung letztlich quer in West-Ost-Richtung verlaufend über den heutigen Landungsplatz. Und dann war schon im nordöstlichen Bereich des Landungsplatzes ein relativ breites Hafenbecken mit Schiffhütte eingeschnitten. Und dieses Hafenbecken finden wir sehr lange. Das finden wir in Darstellungen auch in den Katastralmappen bis Mitte des 19. Jahrhunderts hinauf.
Sehr interessant sind auch Darstellungen aus den 1760er Jahren. Da gibt es eine Darstellung von Engleitner. Die liegt im Oberösterreichischen Landesarchiv. Da wandert dann mehr oder weniger das Ufer weiter Richtung Osten, auch im Bereich, wo heute die evangelische Kirche steht. Und das vermute ich, das waren Aufschüttungen des Brandschuttes, wo man eben die Reste, die Überreste der Gebäude, was nach dem Marktbrand noch übrig geblieben ist, dieses Material hat man in den See verstürzt und entsprechende Aufschüttungen getätigt. Dann hat sich natürlich einiges verschoben, die Stadlerische Salzfertigung wurde aufgelöst, Anstelle dieser Stoßstadt wurde dann in den 1780er Jahren das evangelische Bethaus errichtet. Also gegen Ende des 18. Jahrhunderts war ja durch das josefinische Toleranz Patent es den evangelischen Christen ebenfalls erlaubt, Oder ebenfalls war es den evangelischen Christen erlaubt, Bethäuser zu richten. Die durften allerdings keine runden Fenster, keinen Glockenturm und keinen Zugang von der Straße haben, was natürlich in Hallstatt insofern sehr interessant war, weil ja über lange Zeit, ich würde behaupten, bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Hallstatt der wichtigste Weg, der Wasserweg war Und dieses evangelische Bethaus anstelle dieser Stadlerischen Stoß- und Küferstadt am nördlichen Ufer des Mühlbachs.
Das Bethaus hatte dann natürlich einen Zugang vom Wasser, der war erlaubt und das war eigentlich der Hauptzugang. Also dieses evangelische Bethaus dominierte dann für knappe 100 Jahre, also bereits in den 1850er Jahren wurde dann bereits die evangelische Christuskirche eingeweiht, das Bethaus wurde abgebrochen. Dann wurde eben der Park des Hotels, des Hoteliers Seeauer, das sogenannte Seeauer Park geschaffen. Also es wurde quasi der Landungsplatz Richtung Süden erweitert geschaffen und dann wurde in diesem südöstlichen Bereich ein kleineres Hafenbecken eingeschnitten. Das alte nordöstliche Hafenbecken wurde zugeschüttet und dort wurde dann ein kleines Hafenbecken für Ruderboote, die natürlich dann auch schon von dem Hotelier für die Gäste verliehen wurden.
Wurde hier angelegt und genutzt. Und in den frühen 1960er Jahren, da gab es ja dieses berüchtigte Sapp-Projekt, dieses Projekt einer Seeuferstraße, da hätte ein kurzer Tunnel quasi vom sogenannten Autopark, also etwa im Bereich des Nordportals des heutigen Straßentunnels, hätte der den Ortsteil Tremischen unterfahren und wäre im nördlichen Bereich des Landungsplatzes wäre dann das Südportal dieses Tunnels gewesen. Und dann hätte die Straße über den Landungsplatz und über den Kirchengarten geführt und zu diesem Zweck, weil da waren ja schon die Vorarbeiten im Gange, wurde dieses Hafenbecken zugeschnitten und so entstand die heutige Form des Landungsplatzes, also quasi der heutige Uferverlauf des Landungsplatzes. Und dieser Seeauerpark wurde natürlich dann auch, ich glaube, dass diese beeindruckende Eibe, die noch am Nordufer des Bühlbacharmes steht. Diese Eibe, glaube ich, ist noch ein Überrest. Diese Seeauerparks von Park ist jetzt nicht mehr recht viel übrig. Also dieser schöne am See gelegene Platz ist großflächig zuasphaltiert und dient als BKW-Stellplatz. An der Oberflächenversiegelung des Landungsplatzes und an seiner Nutzung als PKW-Stellplatz, denke ich wird dieser städtebauliche Konflikt von Hallstatt schon deutlich ablesbar. Einerseits ist natürlich das Bedürfnis der wenigen Menschen, die noch in Hallstatt leben, mit dem Auto zumindest in die Nähe ihres Wohnortes zu fahren und in diesem engen, dicht verbauten Bereich auch einen Stellplatz für ihr Auto zu finden. Andererseits ist es natürlich auch ein verschwenderischer Umgang mit einer räumlich wunderschönen Situation, wo man dann schon oft das Gefühl hat, es ist eigentlich jammerschade, um einen Platz, wo man im Rücken die Kraft, die Macht des Berges, der Felswand hat. Andererseits der freie Ausblick auf den See, ein Platz, den man vielleicht auch gerne ohne Autos und als Mensch, der in Hallstatt lebt, vielleicht auch einmal sehr gerne ohne Massentourismus genießen würde.