Welterbe Hallstatt

Welterbe Hallstatt

Baukulturelles Erbe im Salzkammergut

Transkript

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Mit dem Begriff Wege des Salzes verbindet man vielleicht auf den ersten Gedanken auf diese langen Wege des Salzes, vielleicht denkt man an die Pferdeeisenbahn Munden-Linz-Budweis oder vielleicht an die Soleleitung von Hallstatt nach Ebensee. Ich habe mir mal Gedanken gemacht, wie sich im Laufe der Zeit die Wege des Salzes nur im Ortsgebiet von Hallstatt verändert, entwickelt haben und da vielleicht jetzt nicht ganz genau das Ortsgebiet, vielleicht dieser Wirtschaftsraum Hallstatt. Hallstatt und Obertrauen bildeten ja bis 1920 eine gemeinsame Gemeinde und eine gemeinsame Wirtschaftseinheit. Also ich schaue mal so den Bereich um den Hallstättersee, diesen Talkessel und die Wege in diesem Talkessel und die Wege aus diesem Talkessel an. Und wenn man da versucht, auf der Zeitlinie geschichtlich von der tiefen Vergangenheit aus zu beginnen, da ist sicher in der prähistorischen Zeit der Weg nach den Süden. Die Absatzmärkte des Hallstätter-Salzes lagen im prähistorischen Zeitraum im Süden und der Weg führte über den Koppen weiter nach Kainisch. Und dieser Weg ist archäologisch sehr gut belegt. Er liegt so etwa 30 Meter über der Koppentraum im Hang. Es waren bereits in dieser sehr frühen Zeit Kunstbauten erforderlich. Also Archäologen haben Steinschlichtungen gefunden, mit denen künstlich eine Hangtrasse errichtet wird, also dieses uralte Motiv des terrassierten Hangs. Es gibt aber auch prähistorische Durchstiche durch Hügel, also Hohlwege. Und parallel zu dieser prähistorischen Trassenführung ist der Weg natürlich auch durch sehr zahlreiche Metallfunde belegt. Die gehen von der prähistorischen Zeit bis in die römische Epoche, wo es dann sogenannte Hipposandalen sind. Und diese Funde werden auch im Badaussee im Kammerhofmuseum gezeigt. Dann geriet eigentlich dieser Landweg über Jahrtausende in Vergessenheit, nämlich ab dem frühen Mittelalter, da sind wir etwa im Jahr 1200, wo die Saline, die Salzproduktion aus See begann. Und dann war natürlich für dieses Aussehersalz der Weg nach Süden der logische Weg. Auch dann, wie sich die einzelnen Flächenstaaten, diese Territorien bildeten, wie eben die steirische Linie der Habsburger natürlich dann ihr eigenes Salz in Aussee produziertes Salz Richtung Süden brachte, während die quasi Niederösterreichische, diese österreichische Linie der Habsburger mit der Salzproduktion in Hallstatt begann. Und da eröffnete sich dann dieser Weg nach Norden, wo letztlich, erst in Erinnerung Hallstatt 13.5, wo dann Salz über letztlich den Wasserweg der Traun nach Norden in diese Absatzgebiete, in diesen Habsburgischen Land gelangt.

Wenn wir jetzt kurz noch beim Landweg bleiben, es gab dann diesen Weg über die Koppenschlucht, der rückt dann wieder in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind es Interesse, da gibt es das, finde ich, sehr spannend und darüber habe ich auch in diesem Podcast schon eine Episode gemacht, dieses Pferde-Eisenbahn-Projekt durchs Koppental, das dann nicht mehr realisiert wurde, weil einfach die Pferde-Eisenbahn-Technologie zum Planungszeitpunkt bereits veraltet war, Aber die Überlegungen der Trassenführung wurden dann von der Eisenbahn, von der Kronprinz-Rudolfsbahn übernommen. Natürlich auch mit dem Bahnbau gelangte das Hallstätter Salz hauptsächlich nicht Richtung Süden, sondern auch hier auf der Grand-Prinz-Rudolfsbahn, die dann ab den späten 1870er Jahren zur Verfügung stand, wieder weiter Richtung Norden, beziehungsweise kam ja im Gegenverkehr vom Wolfsegg-Traunthaler-Revier die Braunkohle, die dann ab diesem Zeitpunkt in den 1880er Jahren zur Verfeuerung der Sudhäuser eingesetzt wurde. Da gab es eben in Obertraun eine Industriegeleise, da gab es in Obertraun eine Hafenanlage und das Salz wurde vom Sudhaus Lahn mit Mutzen über den See gebracht, im Obertrauner Hafen ausgeladen. Aus der Zeit ist ja noch diese schöne, eiserne, schlanke Brücke im Hafengebiet von Obertraun erhalten geblieben. Das ist ein, denke ich, sehr schönes Industriedenkmal, ein technisches Denkmal. Und auch hier waren natürlich wieder zahlreiche Landtransporte vom Entladen der Mutzen und Beladen des Zuges. Die Fahrstraße, die von Hallstatt nach Norden führt, also am Westufer des Hallstättersees, die wurde ja erst im frühen 20. Jahrhundert errichtet. Es gab aber auch noch eine ganz andere Form des Salztransports und das war auf den Rücken der Arbeiterinnen der Kerntragweiber. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde, wenn auch nicht in riesigen Umfang, wieder eine Steinsalzproduktion aufgenommen. Man fand im Kaiser Karlberg Steinsalznester, das war so eine Jahresproduktion von etwa 10.000 Zentnern jährlich. Und dieses Steinsalz diente in erster Linie für die Wildfütterung, also natürlich die kaiserlichen Jagden, adelige Jagden, kirchliche Jagden, die bezogen dieses Steinsalz. Das wurde im Bergwerk gewonnen und wurde dann von den Kerntragerinnen in Rückentragen, den sogenannten Kernkraxen, über den Salzberg, über die Wank, die damals noch deutlich steiler war als sie heute ist. Also man spürt manchmal, wenn man die Wanken aufgeht, spürt man noch Teile der alten Trasse im Gelände. Und diese schwere Arbeit dieser Transport auf dem Rücken, das ging etwa bis 1890. Da gab es mal kurz die Überlegung eines Seilbahnprojekts. Man überlegte möglicherweise mit einer Seilbahn das Kernsalz zu transportieren, aber das zahlte sich letztlich nicht aus. Und dann kamen ab den 1890er Jahren die sogenannten Kernführer, die dann im Winter mit Schlitten dieses Kernsalz ins Tal brachten.

Wege des Salzes oder Landwege des Salzes gab es aber auch im Ortsgebiet von Hallstatt sehr viel, relativ kurze, aber ich denke, Wege, auf denen im Laufe der Geschichte riesige Salzmengen transportiert wurden. Als das Sudhaus vor 1750 noch im Ortszentrum im Markt stand, wurde ja nachdem das Salz aus der Salzpfanne gezogen wurde, ausgebärt wurde, indem im Pfannhaus noch die Küfel erzeugt wurden, Wurden ja die Küfel bereits kurz nach dem Einfüllen wieder umgestürzt und das noch feuchte Salz musste getrocknet werden. Und auch hier war ein Weg des Salzes auf den Schultern der Pfannhauser, die dann diese Salzstöcke in die Pfieseln trugen, wo sie weiter getrocknet wurden. Dann war der Transport von diesen nackten Fudern aus den Pfieseln zu den Salzfertigungen, wo in den Stoßstätten dann diese Fuder wieder zerstoßen wurden, wieder in die nächste Verpackungsform, in die Küfel, später in die Salzfeste eingefüllt wurden, dann aus diesen Salzfertigungen wieder getragen wurden, transportiert wurden in die Salzzillen, denen dann das Salz über den See transportiert wurde. Und das bildet sich ja, denke ich, im Markt noch immer so schön ab, diese öffentlichen Zufuhren, die fächerartig, wenn man jetzt von oben von der Parkterrasse auf den Markt schaut, die einerseits fächerartig in den See ragen, andererseits natürlich findet hier eine Verzahnung statt, diese eingeschnittenen Landebuchten der öffentlichen Zufuhren, und dann daneben so wieder fast so pierartige, ins Wasser aufgeschüttete Flächen. Und das ist ja auch letztlich eine Verzahnung zwischen Land und See, aber letztlich auch die Verzahnung zwischen Naturlandschaft und Kulturlandschaft. Das, denke ich, ist ein sehr schönes Bild und auch für Hallstatt sehr typisch. Und dann wurden dieses verpackte Salz über den See gebracht und dann weiter mit dem Salz ziltraubend abwärts geschifft. Aber gab es zumindest noch vor dem 18. Jahrhundert, gab es ja auch noch diese Salzfertigungen in Laufmann und in Ischl und auch diese Salzfertigungen hatten, rechte Salz aus Hallstatt zu beziehen. Also da wurde teilweise auch das unverpackte Salz, also die nackten Fuder urden dann über den See traunabwärts transportiert. Das ging natürlich nicht besonders gut, weil der Salz sehr stark hygroskopisch ist. Und dann gab es in Steg bereits wieder eine Pfiesel, wo diese feuchten oder durch den Seetransport geschädigten Fuder wieder getrocknet wurden.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts mit der Eroberung von Böhmen und Ungarn konnten die Habsburger ihre Salzmärkte massiv ausbauen und es stieg natürlich extrem die Nachfolge nach Salz und das Produktionsbedürfnis. In Hallstatt wurde eine zweite Pfanne in den 1530er Jahren aufgestellt, aber es wurde eben so viel Holz verbraucht, dass bereits zu Beginn des 17. Oder letztlich schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch diese Raubbauwirtschaft an den Wäldern, durch diese Kahlschlagwirtschaft einfach eine solche Holznot herrschte, dass man einsah, dass diese große Produktion in Hallstatt einfach aufgrund des Holzangebots nicht möglich war und man dann als nächsten Weg des Salzes die Soleleitung anging, wo man die überschüssige Sole, die in Hallstatt nicht verarbeiten konnte, mit dieser Rohrleitung über den Strähn nach Ebensee leitete. Aber das war ja keine neue Technologie.

Es gab ja schon mit Beginn der Salzproduktion, mit dem Jahr 1305, wurde ja die Sole, die im Hallstätter Bergwerk gewonnen wurde, bereits durch ein System von Holzröhren und Sulzstuben zuerst in das Sudhaus im Markt geleitet und nach 1750 eben auch in das Pfannhaus in der Lahn. Und diese Technologie hat man sich dann mit der Soleleitung zunutze gemacht und hat dann wirklich dieses technische Großprojekt an der Schwelle vom 16. zum 17. Jahrhundert durchgeführt. Und heute gibt es eigentlich nur noch einen allerletzten Weg des Salzes, den das Salz im Ortsgebiet von Hallstatt nimmt und das ist in der Soleleitung. In der Soleleitung haben sich ja auch in den Lauf der Jahrhunderte die Rohrleitungsmaterialien geändert. Also sehr lang, vom 16. Jahrhundert bis in die 1980er Jahre, stand die Holzhoher im Einsatz. Dann hat man teilweise schon im 19. Jahrhundert begonnen, mit Gusseisenrohren zu arbeiten. Man hat mit Faserzementrohren gearbeitet, man hat mit Polodurrohren gearbeitet, aber die hatten eigentlich alle wesentlich kürzere Lebenszyklen als die ursprünglichen Holzrohre. Und ganz aktuell führt der letzte Weg des Salzes aus Hallstatt durch dickwandige Polyethylenrohre.

Über diesen Podcast

Das Welterbegebiet Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut ist eine einzigartige Kulturlandschaft mit einem reichen baukulturellen Erbe. Mein Name ist Friedrich Idam und ich stelle ihnen in jeder Episode eine neuen Aspekt unseres Welterbes vor. Dieser Podcast wird von Welterbe - Management Hallstatt unterstützt.

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von und mit Friedrich Idam, Gestaltung: Reinhard Pilz

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