Welterbe Hallstatt

Welterbe Hallstatt

Baukulturelles Erbe im Salzkammergut

Transkript

Zurück zur Episode

Im Rahmen des Podcasts Welterbe Hallstatt habe ich eine kleine Serie über die Hallstätter Plätze begonnen. In der heutigen Episode geht es um den Kernmagazinplatz.

Der Kernmagazinplatz liegt am südlichen Ende der Ortschaft Hallstatt. Vielleicht hier zur Unterscheidung. Hallstatt besteht aus mehreren Ortschaften, zum Beispiel Salzberg, Lahn und das, was allgemein als Markt bezeichnet wird, heißt offiziell die Ortschaft Hallstatt. Also an der Grenze zwischen der Ortschaft Hallstatt und der Ortschaft Lahn liegt dieser Kernmagazinplatz. Er wird im Westen von der Lahnstraße begrenzt. Die Lahnstraße, die heißt ja auch die Hallstätter-See-Landesstraße im Osten öffnet sich der Kernmagazinplatz zum See hin. Im Süden wird er vom Gebäude der HTL Hallstatt, vom Theoriegebäude, von der ehemaligen Holzfachschule Hallstatt begrenzt, während seine nördliche Begrenzung doch ein bisschen unklar ist. Es laufen in diesem nördlichen Bereich die Hallstätter-See-Landesstraße, die Lahnstraße und die Seelände, die parallel zum Seeufer verläuft, auf der Spitze eines Dreiecks zusammen. Die Seelände geht dann mehr oder weniger über in die Seestraße, die Seestraße ist ja auch eine Landesstraße, die heißt dann die Hallstattstraße mit offizieller Bezeichnung. Und bei dieser unklaren Situation, wo eben die Landstraße und die Seelände auf den Spitzen eines Dreiecks zusammenlaufen, dann die Seelände wiederum in die Seestraße übergeht, dort steht so als Markierung die Statue des Salzträgers. Also über diese Statue gibt es eine eigene Episode dieses Podcasts, so wie sehr viele Themen, die ich in dem Podcast-Welterbe Hallstatt behandelt habe.

Die sind ja um diesen Kernmagazinplatz angeordnet. Das ist einerseits dieser Obelisk, dieser Kaiser Franz Josef-Jubiläumstein, es ist die ehemalige Ebenhochvilla, natürlich die genannte Fachschule, der Straßentunnel. Auch in der Episode über die Wege des Salzes habe ich einiges erzählt über die Kerntragweiber, über den Kern, über dieses Kernsalz, von dem ja letztlich auch dieser Kernmagazinplatz seinen Namen hat. Ich werde in den Shownotes zu dieser Episode natürlich alle relevanten Episoden des Podcasts, die diesen Kernmagazinplatz quasi umkreisen, quasi einfassen - über die werde ich entsprechende Links stellen, werde das verlinken, damit Sie, wenn Sie da tieferes Interesse haben, wenn Sie da in die Tiefe gehen möchten, die entsprechenden Episoden finden. Der Name Kernmagazin Platz rührt von einem Kernmagazin, das an seinem nördlichen Ende ursprünglich situiert war, also ziemlich genau an der Stelle, wo die Seelände in die Seestraße übergeht, wo diese öffentliche Zufuhr zum See immer noch vorhanden ist. Wie ich dann im Laufe dieser Episode erzählen werde, ist das eine historisch sehr alte Zufuhr, die schon in alten Plänen zu finden ist. Und in diesem Kernmagazin wurde das Kernsalz, also dieses reine, mineralisch reine Salz, das im Salzberg gewonnen wurde, das von den Kerntragweibern vom Salzberg bis an Seeufer getragen wurde. Das wurde dort zwischengelagert und die Namensgebung Kernmagazinplatz kommt offiziell, soweit ich es recherchieren konnte, ist erst relativ spät entstanden. Also im Jahr 1962 ging man dazu über, die Hausnummerierung etwas zu ändern und man führte ursprünglich, gab es ja - auch dazu gibt es eine eigene Episode dieses Podcasts über die Hausnummern - gab es ja in Hallstatt nur diese sogenannten Konskriptionsnummern, diese Hausnummern, Nummerierung aus dem späten 18. Jahrhundert, die dann in den Ortschaften, Markt, Lahn, Salzberg, Gosaumühle und so weiter, die dann jeweils nur Hausnummern hatte. Und im 20. Jahrhundert ging man dann dazu über, Straßennamen mit Hausnummern zu bezeichnen. Und da gab es bei der Lahnstraße das Problem, dass sowohl für die Ortschaft Hallstatt als auch für die Ortschaft Lahn jeweils die Nummer 23 vorhanden war. Also der damalige Konsum hatte die Hausnummer Lahnstraße 23, eben von der Konskriptionsnummer Mark 23 her und das Benefizium, das in der Ortschaft Lahn steht, das hatte auch ursprünglich die Konskriptionsnummer Lahn 23, weil aber beide Objekte an der Lahnstraße stehen, gab es jetzt auf einmal zwei Objekte mit der Nummerierung, Lahnstraße 23.

Und um dieser Verwirrung vorzubeugen oder überhaupt um diese Verwirrung zu vermeiden, wurde 1962 mit Gemeinderatsbeschluss festgelegt, dass es eben einen Kernmagazinplatz gibt und dass der damalige Konsum die Hausnummer Kernmagazinplatz 23 bekam. Beim Benefizium wählte man auch eine Platzbezeichnung oder man nannte es ursprünglich 1962 Demlanger, es wurde dann wieder umbenannt in Isidor Engelplatz und das Benefizium bekam eben 1962 dann die Hausnummer Demlanger 23 und damit war eigentlich diese Verwirrung ausgeräumt und Hallstatt hatte einen neuen Platz, den sogenannten Kernmagazinplatz.

Die früheste planliche Quelle, die mir zur Verfügung steht, auf der der Kernmagazinplatz, schon deutlich dargestellt ist, das ist die Tagrevierkarte von Hans Rietzinger. Die stammt aus dem Jahr 1713, liegt im oberösterreichischen Landesarchiv. Und wenn man da in den Bereich schaut, gibt es ziemlich genau so, wie diese annähernd dreieckige Fläche des Kernmagazinplatzes auch noch heute ist, gibt es schon eine ähnliche Struktur. Also dort, wo jetzt das Theoriegebäude der HTL steht, ist ein Gebäude eingezeichnet. Und deutlich größer als dieses Gebäude steht am heutigen und auch damaligen nördlichen Ende des Kernmagazinplatzes ebenfalls ein sehr großes, dominantes Gebäude. Richtung Westen hin gibt es einen Zaun, dadurch ist eine Wiese abgegrenzt, in der auch ein Baumbestand dargestellt ist und dieser Zaun entspricht ziemlich genau dem Verlauf der heutigen Landesstraße, also dieser Hallstätter See-Landesstraße. Es sind im Bereich des Kernmagazinplatzes keine Wege eingezeichnet. Es gibt dort, wo im Bereich der Waldbachsäge eine Brücke über den Waldbach führt, auch dort ist eine Brücke eingezeichnet. Das dürfte eine sehr alte Brücke sein, während die Brücke, die heute die Landesstraße über den Waldbach führt, noch nicht dargestellt ist. Es ist auch auf diesem Plan, und auch das denke ich, ist sehr interessant, am breitesten der Echerntalweg eingezeichnet. Der Echerntalweg ist hier sogar breiter dargestellt als hier der Beginn der Seestraße. Die Seestraße in ihrer langen Form gibt es ja erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts, aber davor gab es schon den Weg, mehr oder weniger das südwestliche Ende der Seestraße, das aber dann in den oberen Weg, heute Mortonweg, überging.

Dort ist auch schon, denke ich, diese Zufuhr zu erkennen, letztlich die Mündung, die Verlängerung - damals ging eben der Echerntalweg bis zum See und dort ist auf diesem Plan auch schon eine Zufuhr zu erkennen. Also ein Indiz, dass diese Zufuhr, die ja auch heute noch am nördlichen Ende des Kernmagazinplatzes existiert, die ist, denke ich, schon sehr alt. Wenn wir in der Zeit etwas weiter gehen, etwa in die 1735er, 1739er Jahre, aus dieser Zeit haben wir ein hervorragendes planliches Dokument. Das ist die Premblechnerkarte. Ich stelle die Show Notes auch einen Link zur Premblechnerkarte. Da muss ich einem Hörer des Podcasts wirklich danken, der auf der Website der Albertina einen Online-Zugang zu dieser Premblechner-Karte gefunden hat. Ich konnte sie ja bisher nicht publizieren, weil sie erst im Herbst 2025 in einer Ausstellung der Albertina gezeigt werden wird. Aber auf diesem Link kann man natürlich nicht so sehr ins Detail gehen, aber Sie bekommen zumindest eine Ahnung davon, wie diese Premblechnerkarte aussieht.

Wenn ich mir dieses Detail des Kernmagazinplatzes anschaue, da ist er eigentlich schon sehr, sehr klar und deutlich in seiner dreieckigen Form dargestellt. Das, was ich vorher bei der Rietzinger-Karte schon genannt habe, diese beiden Baukörper sind jetzt etwa gleich groß dargestellt, dort sind, wo heute das Theoriegebäude der HTL steht, ist ein großer, hölzerner Baukörper und an der Stelle, wo der verlängerte Echerntalweg Richtung See führt, dort ist einerseits sehr klar und eindeutig die Zufuhr eingezeichnet, die auch heute noch existiert. Und parallel zum Echerntalweg an seinem südlichen Straßenrad, dort steht ein sehr großes hölzernes Gebäude und beide hölzerne Gebäude tragen dieselbe Signatur und werden als kaiserliche Zeugstadel bezeichnet. Also Zeug, wie man im Dialekt ja auch heute noch sagt, Der Zoig, das sind Werkzeuge, Utensilien, die man braucht. Es ist aber keine Benennung, dass es sich hier etwa um ein Kernmagazin, um ein Salzmagazin handeln würde. Und dieser Zeugstadel, der parallel zum Echerntalweg steht, der ist so knapp an der Seeufer gebaut. Und die Plandarstellung ist so genau, dass vor diesem Stadel eine hölzerne Brücke angeordnet ist, ein hölzerner Fußgängersteg, wo man seeseitig vor diesem Stadel vorbeigehen konnte. Also einerseits konnte man Richtung Zentrum weitergehen zum Oberen Weg, andererseits gibt es jetzt schon einen Vorläuferweg der Lahnstraße, der Hallstätter-See-Landesstraße, der zu dieser Waldbachbrücke führt, die auf der Rietzinger Karte noch nicht dargestellt ist, aber dann etwa 20 Jahre später errichtet wurde.

Sehr schön ist auch hier noch am orographisch linken Ufer des Waldbaches zwischen dem Vorgängerbau der Fachschule und dem Waldbach die Troblschießstatt oder die Schießstatt in Trobl eingezeichnet. Und diese Bezeichnung Troblwiese trug die Flur auch noch sehr lange und wenige alte Dialektsprecher verwenden auch diese Bezeichnung noch heute. Aber auch hier auf dieser Darstellung ist der Echerntalweg noch etwas breiter eingezeichnet als die heutige Landesstraße. Es ist für mich, sind das Indizien, dass der Echerntalweg in diesem Bereich ganz sicher ein Altweg ist, möglicherweise sogar römische Wurzeln besitzt, weil er ja entlang dieser römischen Villenssiedlung angelegt ist.

Wenn wir jetzt ins frühe 19. Jahrhundert gehen, die Zeit, als die Schmalnauer Karte entstanden ist, die im Finanzarchiv des österreichischen Staatsarchivs liegt und Sie werden sich jetzt sicher denken, ich würde ja diese Karten alle gerne sehen. Also ich werde versuchen, die Bilder, über die ich spreche, jeweils mit den Kapitelmarken zu den einzelnen Kapiteln dieser Episode zu verlinken und manche Podcast-Player, also ich weiß sicher, bei Apple Podcasts funktioniert das so, dass sie dann jeweils, wenn ich über das Thema spreche das Bild, der Plan für sie am Display sichtbar sein sollte.

Auf dieser Schmalnauer Karte aus dem Jahr etwa 1805, also da hat mir bei der Datierung der Karte der Bergmann in Ruhe, der Markscheider Johann Unterberger, der Busser Hans, wirklich sehr geholfen. Also er hat akribisch alle dort angeführten Gebäude untersucht und mit den salinarischen Lagebüchern verglichen und mit Hilfe der Feststellung, welche Gebäude schon dargestellt sind, welche errichtet sind und welche nicht, ist es ihm gelungen, diesen undatierten Plan ziemlich genau auf das Jahr 1805 festzulegen. Und auf dieser Schmalnauer Karte sind wieder diese beiden Waldbachbrücken eingetragen, von denen ich gesprochen habe. Die Vorläuferstraße der Hallstätter-See-Landestraße ist schon eingezeichnet, immer noch etwas schmäler als der Echerntalweg. Es sind dort, wo jetzt das Theoriegebäude der HTL steht, ebenfalls zwei Vorgängerbauten eingetragen.

Diese Vorgängerbauten sind ja auch, das muss jetzt dazu gesagt werden, von der Ausrichtung genauso ausgerichtet wie aktuell das HTL Theoriegebäude. Das heißt, man hat beim Bauen die Strukturen übernommen. Das rührt natürlich daher, dass das funktioniert städtebaulich so ähnlich wie bei Parkplätzen: Stellen Sie sich vor, eine Stadt entleert sich am Wochenende und am Wochenende sind sehr viele Parkplätze frei. Also mit Sonntagabend, wenn die Menschen wieder in die Stadt zurückfahren, werden diese Parkplätze wieder alle besetzt und da gibt es dann eine gewisse Struktur, wie die Autos stehen, wie sie gerichtet sind. Und während der Woche fahren ja nur einzelne Autos weg und es entstehen nur einzelne Parklücken und die Autos daneben determinieren natürlich die Richtung des zukünftigen Autos. Also wenn man in eine Parklücke wieder einparkt, steht ja letztlich das Kraftfahrzeug genauso da, wie das Vorgängerkraftfahrzeug gestanden ist. Und Ähnliches passiert städtebaulich auch bei der Fachschule, ist ja, wie der erste Baukörper 1904 errichtet wurde, also das ist städtebaulich der nördliche Baukörper dieses Doppelgebäudes, da stand ja südlich noch dieser salinarische Stadl und man hat sich beim Bau des neuen Baukörpers an den bestehenden ausgerichtet. Als dann in weiterer Folge 1938 dieser salinarische Stadl abgerissen wurde, hat man sich natürlich wieder an dem 1905 errichteten Baukörper orientiert. Und das ist die Erklärung dafür, warum diese Nachfolgerbauten sehr häufig die Struktur, die Richtung der Vorgängerbauten übernehmen. Auch auf dieser Schmalnauer Karte ist wieder die Troblwiese eingezeichnet. Die Schießstatt ist bereits verlegt. Also das war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist dann die Schießstätte von der Troblwiese Richtung Echerntal gewandert. Und diese beiden Baukörper, die ganz ähnlich stehen wie heute die Fachschulbaukörper, die werden in der Schmalnauerkarte als Ladwerkstadel bezeichnet. Also da ist schon eine Spezifizierung auf Ladwerk und Bauholz, während dieser große Baukörper, der in den Vorgängerplänen, der in der Premblechnerkarte, der in der Rietzingerkarte war, der steht immer noch dort. Und das ist nach wie vor der Zeugstadl. Also das ist der Standort, den ich als Kernmagazin vermute. Aber bisher habe ich noch keinen historischen Plan gefunden, wo explizit der Begriff Kernmagazin dafür in der Planlegende steht. Auch in der Literatur finden sich Hinweise auf dieses Kernmagazin. Also zum Beispiel Franz Sartori schreibt in seiner Reise durchs Salzkammergut, schreibt über die Kerntragweiber und in einem Nebensatz erwähnt er dann, dass sie dann diesen Salzkern in ein Kernmagazin tragen.

Bei der Schmalnauer Karte ist in den See pilotiert, also am Ufer bereits eine Schiffhütte eingetragen und diese Schiffhütte wird auch in diesem Plan als zu dem Zeugstadel zugehörige Schiffhütte bezeichnet. Und das sind für mich Indizien, dass es sich da schon um dieses Kernmagazin handeln könnte. Wie gesagt, der Plan aus 1805, wenn wir in die Sekundärquellen schauen wie Schraml, beginnt der verstärkte Steinsalz-Kernsatzabbau im Hallstätter Salzberg so ab 1796. Also das würde zeitlich auch sehr gut passen. Diese Wiese, diese auch mit Obstbäumen bestandene Wiese, die auch bei Ritzinger und Premblechner dargestellt ist, wird in der Karte Schmalnauers als Binderfeld bezeichnet. Und auch hier ergibt sich durch den Verlauf des östlichen Seeufers und durch den Verlauf des Vorgängerweges der heutigen Landesstraße ergibt sich wieder diese doch dreieckige Form des Kernmagazinplatzes. Übrigens, es ist zwar diese Brücke über den Waldbach eingezeichnet, die es heute auch immer noch auf der Höhe der Waldbachsäge gibt, aber es ist durch diese Troblwiese noch kein Weg eingezeichnet. Das dürfte wirklich nur ein sehr, sehr schmaler Steg gewesen sein.

Die nächsten Quellen, die zur Verfügung stehen, sind zeitlich dann wieder ein paar Jahrzehnte später. Das ist die Franziszeische Urmappe aus etwa 1825. Hier ist auch wieder die Troblwiese sehr klar eingezeichnet. Das sind diese beiden kaiserlichen Ladwerkstadl. Auch der Plansignatur der Franziszeischen-Urmappe ist das Gelb verwendet, was auf ein Holzbauwerk hindeutet, was ein Holzbauwerk sogar belegt. Und das wiederum deckt sich sehr gut mit den Darstellungen in den älteren Kanten. Es gibt nach wie vor diese zwei Waldbachbrücken und jetzt ist auch dort auf dem Weg, der heute Seelände heißt, ist eine gleich breite Straße eingezeichnet als in dem Bereich der Lahnstraße, der Landestraße. Und auch in der Franziszeischen Urmappe ist diese dreieckige Grundgestalt des Kernmagazinplatzes eigentlich sehr klar und eindeutig abzulesen. Es gibt da noch Fortführungsmappen, also das sind, wo man dann Veränderungen eingetragen hat, was sich seit der Aufnahme der Franziszeischen Urmappe dann bis hin etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts verändert hat. Leider, ich habe hier nur eine sehr unvollständige Aufnahme, das habe ich vor Jahren im Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen fotografiert. Damals noch ganz analog mit sogenannten Papierbildern. Und leider habe ich hier genau diesen nördlichen Spitz des Kernmagazinplatzes nicht mehr drauf. Also genau das, was ich jetzt spannend fände, dieses Kernmagazin, da habe ich leider jetzt keinen planlichen Beleg. Und da wäre es einmal sicher an der Zeit, danach zu forschen, zu schauen, ob diese Pläne möglicherweise schon digital beim Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen zur Verfügung stehen.

Der nächste Beleg, den ich habe, ist eine Fotografie vom sogenannten Friedlfeld, also das ist der Standort des Fotoapparats, ist glaube ich ziemlich genau dort, wo heute das Südportal des Hallstätter Straßentunnels sich befindet. Und von dort ist die Blickrichtung ziemlich genau Richtung Süden, also im Bildzentrum, im Hintergrund ist dann der sogenannte Troadkasten. Man sieht im Zentrum des Bildes diesen salinarischen Ladwerkstadel. Es ist vom Typus her ganz klar ein sogenannter Pfeilerstadel, also wo Kalkstein, Quaderstein gemauerte Pfeiler sind. Im Erdgeschoss, immer wieder von hölzernen Feldern, die teilweise auch Tore sind, unterbrochen werden, einen sehr schönen dieser Pfeilerstadel, die noch erhalten sind, finden Sie in Bad Goisern, in der Seeau, dort steht noch so ein Pfeilerstadel, etwa in der Dimension, wie der hier am Bild abgebildet ist. Ich habe ja auch in diesen Episoden über den Bau der Fachschule anhand von Bilddokumenten sehr schön nachweisen können, dass diese Steinpfeiler abgebrochen wurden beim Bau des Fachschultrakts 1938, aber man die Quadern für das Sockelmauerwerk dieses Baukörpers verwendete, also Reste, Steine dieses Pfeilerstaatsleben noch weiterleben. Auch auf dieser Darstellung gibt es schon die Vorläuferstraße der Lahnstraße, die hier schon etwas breiter erscheint als der Echerntalweg im Bildvordergrund und der ganze Kernmagazinplatz ist eine Wiese. Das ist eine dreieckige Wiesenfläche. Es gibt auch schon auf diesem Foto klar ersichtlich die Vorläuferstraße der Seelände. Auf diesem Bild sieht man aber auch sehr klar, wie weit westlich damals der Seeufer verlaufen ist. Also letztlich, wenn man die Seefassade der Fachschule verlängern würde, parallel dazu ist damals der Seeuferverlauf vielleicht mit einem Abstand von sechs, sieben Metern. Also da ging das Seeufer sehr, sehr weit Richtung Westen.

Das nächste Bild, die nächste Quelle über den Kernmagazinplatz, die mir zur Verfügung steht dürfte aus etwa 1902 stammen und stellt die Ebenhoch-Villa im Bau dar. Die Ebenhoch-Villa war ja die Sommervilla des damaligen Landeshauptmanns Ebenhoch. Auch zu der Villa gibt es eine eigene Episode und auch an diesem Foto sieht man sehr, sehr schön diese alte, so weit westlich gelegene Ufermauer des Sees, ein wunderschönes Stein-Quadermauerwerk. Auf dem Foto ist auch klar zu erkennen, dass das bereits stark bewachsen ist mit Pflanzen. Das heißt, dieses Quadermauerwerk stammt sicher zumindest aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ist in genau dieser salinarischen Art, also wo wirklich Steine hochwertig, gut und genau verarbeitet sind. Und man sieht, denke ich, auch sehr, sehr schön diese Zufuhr, die die Verlängerung des Echerntalweges darstellt. Aber von einem Stadl, von einem Magazin ist auch auf diesem Foto nichts auszunehmen.

Die nächste Bildquelle, die ich referieren werde, ist eine Aufnahme vom Rudolfsturm, vom Turmkogel ins Echerntal. Man sieht noch den alten Verlauf der Landesstraße, man sieht einerseits den Baukörper des Theoriegebäudes, der 1904 entstanden ist und man sieht noch den Ladwerkstadel, den salinarischen, der dann erst 1938 abgerissen worden ist. Also daher kann man dieses Foto etwa um 1930 datieren. Und da gibt es diese dreieckige Fläche des Kernmagazinplatzes, die wirklich zwischen Seelände und man muss dazu sagen, dass das der östliche Straßenrand der Seelände bildet auch gleichzeitig das Ufer des Sees und zwischen Landstraße und Seestraße liegt eine dreieckige Parkfläche, die alte Hallstätter als den sogenannten Fachschul-Spitz bezeichnen. Diese Parkfläche hat auch eine schöne romantische Wegeführung, also das ist wirklich eine Parkanlage und es gibt auch am seeseitigen Ufer der Seelände eine Schiffhütte, die sogenannte Konsumhütte. Man sieht vis-à-vis von dieser Konsumhütte am westlichen Rand der Lahnstraße, sieht man die Ebenhochvilla, die aber schon zum Konsum erweitert ist. Also da ist dann im Westen und im Norden drangebaut, was dann die Konsumbäckerei war. Und diese Schrägstellung der Ebenhochvilla entspricht wieder dem Schrägverlauf der Lahnstraße. Ist also auch die Ebenhochvilla, steht parallel zur Landstraße und aus dieser Schrägstellung von Straße und letztlich auch dieser Ebenhochvilla gibt es dann diese dreieckige Restfläche des Fachschulspitzes, die aber, denke ich, gerade auf diesem Bild diese Dreieckstruktur des Kernmagazinplatzes sehr schön abbildet.

Auf einer Luftaufnahme, die 1960 entstanden ist, sieht man immer noch ganz klar diese Parkanlage des Fachschulspitzes. Man sieht die vorher beschriebene Ebenhochvilla. Wenn man ganz genau schaut, sieht man sogar die Aufschrift Konsum. Man sieht am nördlichen Ende des Kernmagazinplatzes die große Linde. Die ja in dieser Episode über den Kaiser Franz Josef Jubiläumsstein sehr genau beschrieben ist, wo er noch die alte Flurbezeichnung "bo da Lindn" bei der Linde hört. Und ich denke, "bo da Lindn" ist vermutlich von der Bezeichnung her älter als die jetzt geläufige Bezeichnung Kernmagazinplatz. Nördlich des Fachschulspitzes ist aber bereits ein kleiner Autoparkplatz angeordnet, auf dem auch schon einige PKWs stehen und diese Parkplatzfläche erscheint jetzt rechteckig. Also das heißt, da gibt es dort offenkundig im Bereich dieser Zufuhr zum See bereits eine Aufschüttung, eine Vergrößerung des Parkplatzes. Wie ich von einem Gewährsmann erfahren habe, erfolgte die Aufschüttung dieser nordöstlichen Ecke des Kernmagazinplatzes zu einem Parkplatz bereits ab September 1947, als man daran ging, den Erbstollen aufzufahren. Das Ausbruchmaterial von diesem Stollenvortrieb wurde ja im See verstürzt. Mit Hilfe einer Rollbahn, welche am orographisch linken Ufer des Waldbachs verlief und die ursprünglich im Bereich der Seelände Richtung Kernmagazinplatz eine Kurve machte, wurde dieses Ausbruchmaterial mit dieser Rollbahn zu der Position, zu dieser nordöstlichen Ecke verbracht und dort in den See verstürzt. Dadurch wurde die Formänderung von dieser dreieckigen Fläche des Kernmagazinplatzes zu einer jetzt vorhandenen trapezförmigen Grundfläche durchgeführt.

Bevor man aber daran ging, dieses Material zu verstürzen, wurde die bestehende Ufermauer, die ja auf dem Foto der Ebenhochvilla 1902 so schön zu erkennen ist, wurde diese Uferverbauung sorgfältig abgebaut. Das heißt, man erkannte zu diesem Zeitpunkt noch den Wert dieser Quadersteine, Man erkannte, wie viel Arbeit und welche Qualität in diesem Steinmaterial steckt und nicht so wie es heute üblich ist. Heute würde man mit einem Bagger diese wunderschöne Quadermauer einfach in den See schieben und genauso wie das Ausbruchmaterial verstürzen. Nein, damals wurde diese Ufermauer entfernt, zur Seite gelegt und als dann in diesem Bereich ausreichend Material verstürzt wurde, dann hat man einerseits den Verlauf dieser Rollbahn geändert, die fuhr dann entlang des Waldbaches neben der Waldbachsäge oder eigentlich unter der Radkammer der Waldbachsäge durch. Und in weiterer Folge in den frühen 1950er Jahren wurde dann dieses Ausbruchmaterial aus dem Erbstollen im Bereich der Waldbachmündung verstürzt. Aber als man mit dem Versturzarbeiten an der nordöstlichen Ecke des Kernmagazinplatzes fertig war, wurde aus diesem alten, zur Seite gelegten Steinmaterial wiederum eine neue Uferbefestigung gebaut. Und wenn man heute, genau an diesem Platz steht, das ist genau dort, wo natürlich auch die Hallstätter Seeschifffahrt ihre Anlegestelle betreibt. Wenn man sich diese Ufermauer ansieht und das Steinmaterial betrachtet, hat man natürlich auf den ersten Blick den Eindruck, ja, das ist eine Ufermauer, das ist eine Uferbefestigung aus dem 19. Jahrhundert. Das stimmt nur zum Teil, das Material, ja, das stammt aus dem 19. Jahrhundert. Aber es ist zweitverwendetes Material, das man in den späten 1940er, ganz frühen 1950er Jahren zur neuerlichen, weiter, deutlich weiter Richtung Osten gerückten Uferverbauung des Kernmagazinplatzes eingesetzt hat. Und ich denke, das ist schon ein sehr schönes Beispiel für sorgfältigen Umgang mit unserem baukulturellen Erbe. Einfach zu erkennen, welcher Wert in diesem Material steckt und in derselben handwerklichen Tradition, das beginnt mit der Pilotierung, das ist in weiterer Folge die Errichtung eines sogenannten Schwerbodens und dann auch wirklich das fachgerechte vermauern der Steine. Ich denke, da ist ja auch die Kultur drinnen, wenn Sie sich diese Situation an der nordöstlichen Ecke des Kernmagazinplatzes anschauen. Da ist das Steinmauerwerk wirklich noch mit ganz schmalen Fugen vermauert, nämlich in der Tradition des Steinmauerns. Und daher wird man natürlich auch leicht in der Datierung dieser Mauer getäuscht. Das Negativbeispiel, wenn Sie an die Seestraße gehen, wo vor einigen Jahren von der OKA, die jetzt Energie AG heißt, auch im Bereich des Kriegerdenkmals altes Steinmaterial für eine Mauer verwendet wurde und wie breit hier die Fugen sind, dass man sofort auf den ersten Blick erkennt, das ist keine Originalverwendung des Materials. Und da denke ich, da war Mitte des 20. Jahrhunderts einfach noch das handwerkliche Können und denke ich auch das kulturelle Verständnis vorhanden in dieser langen Tradition des salinarischen Bauens weiterzuarbeiten.

Als der Hallstätter Straßentunnel, auch über den gibt es bereits eine Episode dieses Podcasts, ausgesprengt wurde, da hat man sehr große Mengen des Aushubmaterials in den See verstürzt. Im März 1965 war man schon so weit, dass man zumindest um 15 bis 20 Meter weiter im See war als heute. Diese weit vorgelagerte Aufschüttung ist aber wieder abgerutscht, sodass man Ende März 1965 den jetzigen östlichen Verlauf dieses Bereiches stabilisieren konnte und der ist ja auch heute noch in dieser Form erhalten geblieben und nicht mehr weiter in den See gerutscht. Aber durch diese Aufschüttung mit dem Ausbruchmaterial des Straßentunnelbaus konnte man diesen Kernmagazinplatz Richtung Osten erweitern. Diese Aufschüttung blieb aber zumindest vorerst für die Nutzung als Autoparkfläche ungenutzt und in gleicher Form wie bereits vor 1965, also eigentlich durch die Aufschüttung in den späten 1940er, frühen 1950er Jahren festgelegt, hatte ursprünglich die befestigte Parkfläche für die Autos Richtung See einen leicht konkaven Uferverlauf, der auch nach den Beendigungen der Bauarbeiten des Straßentunells und dem Neubau der Hallstätter See-Landestraße weiter bestehen blieb.

Im Geoinformationssystem DORIS des Landes Oberösterreich findet man ja auch historische Orthofotos, also Fliegeraufnahmen. Und da gibt es eine Aufnahme aus dem Jahr 1969, wo schon die Zufahrtsrampe und das Tunnelportal des Straßentunnels zu sehen ist. Man sieht auf dieser Aufnahme, denke ich, auch sehr gut den neuen, doch etwas geänderten Verlauf der Hallstätter See-Landestraße und auch hier spürt man, wie sich jetzt die Verkehrsverhältnisse verändert haben. Nun ist die Hallstätter See-Landestraße, die Lahnstraße im Vergleich zu allen anderen Verkehrswegen mit Abstand die breiteste Straße. Also wenn wir an den Anfang dieser Episode zurückdenken, an die Darstellung von Rietzinger 1713, da war an dieser Stelle noch gar keine Straße vorhanden. Und ich glaube auch hier sieht man sehr deutlich, wie sich unsere Gesellschaft zu einer Dominanz des Straßenverkehrs hin entwickelt hat. Und auch auf diesem Orthofoto zeigt der Autoparkplatz am Kernmagazinplatz eine annähernd längsrechteckige Grundrissform mit einem leicht konkaven Uferverlauf Richtung Hallstättersee. Und man sieht tatsächlich in diesem Bereich der Zufuhr diese Aufschüttung, diese Erweiterung, wo er mit einem Eck quasi in den See hineinragt und so die ursprünglich dreieckige Struktur des Kernmagazinplatzes doch auf eine eher trapezförmige Struktur umgeformt wird.

Der heutige Zustand des Kernmagazinplatzes als Verkehrsknotenpunkt ist natürlich einer, der, denke ich, sehr, sehr wenige Menschen erfreut. Also gerade jetzt bei dieser Zeitreise, ich bin jetzt diese Bilder eigentlich vom Anfang des 18. Jahrhunderts durchgegangen, wo der Platz eigentlich bis weit ins 20. Jahrhundert hinein eine Parkanlage war, eine Wiese war, ruhig war. Wirklich, denke ich, Qualität besessen hat, eines Freiraums am See. Und dieser Platz ist jetzt entstellt als Busterminal, als Verkehrshölle und hat eigentlich fast alles von dem verloren, was er einmal war.

Über diesen Podcast

Das Welterbegebiet Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut ist eine einzigartige Kulturlandschaft mit einem reichen baukulturellen Erbe. Mein Name ist Friedrich Idam und ich stelle ihnen in jeder Episode eine neuen Aspekt unseres Welterbes vor. Dieser Podcast wird von Welterbe - Management Hallstatt unterstützt.

Feed-URL
https://podcaste46baf.podigee.io/feed/mp3

von und mit Friedrich Idam, Gestaltung: Reinhard Pilz

Abonnieren

Follow us