Baukulturelles Erbe im Salzkammergut
In der letzten Episode von Welterbe Hallstatt habe ich über meine vertieften Forschungen zu dem Themenbereich Lorm und Letten, also Lehm und Ton, berichtet und dabei bin ich auch auf die Quellenrecherche zu sprechen gekommen. Ich habe einerseits nachgeschaut in den Reformationslibelle, wo diese Begriffe vorkommen, bin aber dann auch in weiterer Folge auf das 1526er Inventar gestoßen.
Dieses Inventar von 1526 habe ich schon eigentlich vor vielen Jahren im Hofkammerarchiv in Wien gefunden, habe es damals auch bearbeitet, herausgegeben, lese es aber jetzt mit anderen Augen. Also ich denke, auch das ist wichtig. Man entwickelt sich, man hat einmal zu irgendetwas eine Meinung, glaubt schon an die Quelle gegangen zu sein, glaubt vieles zu verstehen, aber im Laufe der Zeit spricht man über andere Dinge, spricht mit anderen Menschen, die sich ebenfalls mit diesen Dingen beschäftigen, die mehr wissen als ich, die eine andere Sicht darauf haben. Ich lerne was davon und jetzt lese ich dieses Inventar von 1526 eigentlich mit anderen Augen.
Vielleicht zuvor noch so eine zeitliche Einordnung. Ich habe zwar schon in einigen vorangegangenen Episoden dieses Podcasts diesen Zeitraum des frühen 16. Jahrhunderts behandelt. Und ich finde ihn auch wirklich spannend und mir ist er sehr wichtig. Ich glaube immer noch, dass dieses erste Viertel oder die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts wirklich die ganz, ganz große Zeit von Hallstatt war. Aus der Zeit ist Baulich sehr wenig übrig. Da ist ja beim Markbrand 1750 sehr viel zerstört worden. Aber aus dieser Zeit finden sich noch sehr viele primäre Quellen. Eine davon ist eben dieses heute thematisierte wInventar. Aber ich möchte zuerst so einen groben Überblick in der großen Geschichte geben, was ist passiert und warum hatte damals Hallstatt so eine große Bedeutung. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts steht als Habsburger Herrscher, als römisch-deutscher Kaiser sehr dominant Maximilian I. Maximilian I. wird ja manchmal in der Literatur auch noch als der letzte Ritter bezeichnet, was zum Teil auch auf seine durchaus repräsentative Politikgestaltung zurückzuführen ist, wo er eben noch Turniere durchführen ließ, wo er noch Harnische fertigen ließ. Also eigentlich Rüstungssysteme aus einer bereits vergangenen Epoche. Es ist diese Schwelle, diese Fuge, der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Es ist eigentlich schon die heranbrechende Neuzeit. Maximilian hat in seiner Regentschaft einerseits sehr kluge Entscheidungen getroffen, er hat den dynastischen Aufstieg des Hauses Habsburg begründet, einerseits durch seine eigene Heiratspolitik, also er hat einerseits die Maria von Burgund geheiratet, sich dadurch Burgund angeheiratet, er hat seinen Sohn Philipp den Schönen nach Spanien bzw. Kastilien verheiratet mit Johanna der Wahnsinnigen und so hat sich dieses Reich schon zu weitem begonnen und er hat auch noch, und das denke ich, ist auch dem Zusammenhang bedeutend schon um eine Generation weiter gedacht. Er hat auch geschaut, seine Enkelkinder entsprechend zu verheiraten und da waren einerseits die beiden Enkelsöhne Karl und Ferdinand. Und Karl wurde dann später dieser römisch-deutsche Kaiser und spanische König Karl V. Während Ferdinand für das Salzkammergut sehr bedeutsam wird, denn der übernimmt dann später die Habsburgische Erblande und damit auch das Salzkammergut.
Relativ kurz vor seinem Tod, also Maximilian ist 1519 in der Welser Burg gestorben - 1515 initiiert er noch diese sogenannte Wiener Doppelhochzeit, wo er seine Enkelkinder verheiratet. Er verheiratet einerseits seine Enkeltochter mit dem Nachfolger für den böhmischen und ungarischen Thron, das ist der damals noch sehr, sehr junge Thronfolger Ludwig, der dann später Ludwig II. von Böhmen und Ungarn wird, also dieser aus dem Geschlecht der Jagiellonen stammende junge Herrscher. Die Jagiellonen kommen ursprünglich aus Polen, Litauen und mit dem verheiratet er seine Enkeltochter Und mit dessen Schwester, also mit der Schwester Anna Jagiello, verheiratet er seinen Enkel Ferdinand. Also Ferdinand ist quasi mit den Jagiellionen dann zweifach verschwägert. Also dieser nachmalige König Ludwig II., der ist einerseits Schwager, weil er der Mann seiner Schwester ist, und er ist Schwager, weil er der Bruder seiner Frau ist. Das ist also relativ komplex, denke ich, diese Heiratspolitik, aber die wird dann relativ bald dann schon schlagend. Nachdem Maximilian 1519 verstirbt, wird die Erbteilung insofern schwierig, weil sein Sohn Philipp der Schöne bereits vor dem Vater Maximilian verstorben ist. Also als männliche Erben sind dann die beiden Enkelsöhne, einerseits Karl und andererseits Ferdinand, erbberechtigt. Und da gibt es natürlich sofort auch einen Erbstreit, weil Karl, der Ältere, davon ausgeht, Spanien, dort wo er herrscht, das wird sowieso nicht geteilt. Und die habsburgischen Erblande, die werden sehr wohl geteilt. Er versucht natürlich seinen jüngeren Bruder Ferdinand über den Tisch zu ziehen. Man muss sagen, in dieser Situation, Ferdinand ist ja erst 1503 in Madrid geboren, also der war zum Todeszeitpunkt seines Großvaters Maximilian erst 16 Jahre alt.
Karl war ein paar Jahre älter mit natürlich entsprechender Unterstützung, kommt es aber dann zu einer Erbeinigung, da gibt es einerseits Verträge in Worms, andererseits gibt es dann auch in Brüssel einen Vertrag aus diesem damaligen spanischen Niederlanden, das passiert dann 1521, also es dauert nach dem Tod Maximilians noch zwei Jahre bis man sich einig wird. Und da ist dann die Entscheidung, Ferdinand bekommt die ganzen Habsburger Erblande und das waren eben einerseits Niederösterreich und zu Niederösterreich zählte aber auch das Herzogtum Ob der Enns, das wir heute Oberösterreich nennen.
Oberösterreich stand zu diesem Zeitpunkt für den Bereich Tirol-Vorarlberg und die ganzen sogenannten Vorlande, also das war teilweise auch noch in den süddeutschen, rheinischen Raum hinein. Und dann gab es noch Innerösterreich und Innerösterreich, das waren die heutigen Bundesländer Steiermark, Kärnten und Kroatien. Und diese Erblande, die hat dann Ferdinand 1521 übernommen und 1521 wird dann auch diese Heirat mit der Anna Jagiello, die ja quasi 1515 schon durchgeführt wurde, aber damals war er der Zwölfjährige, da muss man ja dazu sagen, Ferdinand war dann bei dieser ersten Hochzeit zwölf, da war er gar nicht anwesend, da war er noch in Spanien, wo er auch geboren war und ausgebildet wurde. Und sein Großvater Maximilian war quasi stellvertretend, hoffentlich auch nur symbolisch, der Bräutigam. Dann 1521, also 18-jährig, findet dann diese persönliche Hochzeit mit dieser Anna Jagiello zu Linz statt. Also es spielt sich ja eigentlich sehr viel im Bereich des Landes Ob der Enns ab. Also Maximilian stirbt in Wels, sein Enkel heiratet zu Linz Und dann kommt es aber dazu, und das ist, glaube ich, die wirkliche Herausforderung, vor der Ferdinand steht, dass sein Großvater Maximilian eigentlich einen finanziell völlig bankrotten Staat hinterlässt. Also Maximilian hat Zeit seiner Herrschaft, ich habe schon darauf hingewiesen, einerseits hohe Repräsentationskosten gehabt, andererseits hat er aber auch sehr viele, letztlich sinnlose Kriege geführt, ein Adjektiv, das ja so gut wie auf alle Kriege zutrifft. Er hat einerseits in Oberitalien Krieg geführt, er hat gegen die Schweizer Eidgenossen Krieg geführt und diese Feldzüge, die sie mit Söldnerhirn durchführen, die unglaublich viel Geld gekostet haben, aber letztlich außer Kosten, Todesopfer, Leid nichts gebracht haben.
Die Schulden, um diese Kriege zu finanzieren, hat er bereits von privaten frühkapitalistischen Kaufleuten in Süddeutschland, also von den Fuggern, von den Welsern aufgenommen und die waren natürlich beinhart. Und da denke ich, da sind schon Parallelen zur heutigen Geschichte ablesbar. Wenn wir sehen, wie sich die Staaten bei privaten Geldgebern verschulden, so war das auch zu Beginn des 16. Jahrhunderts schon der Fall. Und um überhaupt diese Kredite zu bekommen, hat Maximilian vor allen Dingen im Tiroler Bereich Bergwerke wie das Silberbergwerk in Schwaz oder das Salzbergwerk in Hall verpfändet. Also auch die Einnahmen standen nicht mehr zur Verfügung und eine letztlich ganz wichtige Geldquelle, auf die der junge Ferdinand zugreifen konnte waren eben die Salzbergwerke des Salzkammerguts. Das war damals vor allen Dingen in Hallstatt. Und da war es natürlich dann logisch, damit man da eine Dimension bekommt: Also er hatte natürlich verschiedene Möglichkeiten der Steuereinnahme, aber die schwierigste war die über die Landstände. Das war letztlich im Herzogtum die Versammlung aller Adeligen, die von ihren Grundherrschaften direkt Erträge hatten, die aber diese Steuern bei einer Versammlung, bei dem sogenannten Landtag, genehmigen mussten und die taten das natürlich nicht. Jetzt konnte er letztlich nur auf die Einnahmen seiner eigenen Herrschaften zurückgreifen und seine eigenen Herrschaften, die waren im sogenannten Kammergut zusammengefasst und die reichste davon, das war natürlich das Kammergut des Salzes und damals konnte er für diese Reformation, für diese Rekonsolidierung der Staatsfinanzen 20 bis 30 Prozent aus dem Salzkammergut beziehen. Also daher diese wirklich große Bedeutung von Hallstatt zu dieser Zeit für die Konsolidierung der Staatseinnahmen. Also sein Großvater Maximilian hat natürlich diese üblichen Tricks versucht, die sogenannte Münzdebasierung, also dieses Debasement der Münzen, das ist ja letztlich auch eine Strategie, die immer wieder von allen Herrschenden in allen Epochen praktiziert wird, die Verschlechterung des Geldes. Damals war es noch, dass man den Münzen aus Edelmetallen minderwertige Metalle beigemischt hat, den Silbermünzen Blei, den Goldmünzen Kupfer und so den Metallwert reduziert hat, andere Regimes macht es, dass sie eben in übergroßer Menge Papiergeld drucken. Und wir sehen jetzt Effekte, die von Stablecoins bis CBDCs gehen. Also die Idee der Geldverschlechterung zieht sich über die Jahrhunderte durch. Die Methoden, mit denen man es macht, die ändern sich vielleicht. Maximilian hatte zum Beispiel auch versucht, reichsweite Steuern einzuführen. Auch das hat der Reichstag, also die Versammlung der Reichsfürsten nicht genehmigt. Auch das sehen wir aktuell, zum Beispiel EU-weite Abgaben. Da denke ich, da sind schon sehr, sehr spannende Parallelitäten.
Ferdinand hat sich vor allen Dingen auf seine Spanischen Berater verlassen. Ja, das muss man jetzt dazu sagen. Er sprach Spanisch und Latein, also er beherrscht ja die Landessprache gar nicht. Er war ein junger Bursch, also halten Sie sich das vor Augen. Er startet als 18-Jähriger, indem er einen desolaten Staat übernimmt mit völlig desolaten Finanzen und versucht, das dann irgendwo in den Griff zu bekommen. Mit, das muss man jetzt dazu sagen, der drohenden Türkengefahr. Also die osmanischen Truppen rückten immer weiter Richtung den habsburgischen Erblanden vor. Letztlich, geendet hat es, wie allgemein bekannt ist, acht Jahre später, 1529 mit der Türkenbelagerung Wien. Also auch hier waren ständig Militärausgaben. Also einerseits mussten die Schulden, die bei diesen süddeutschen Kaufleuten vorhanden waren, die mussten zurückgezahlt werden. Es wurde versucht und es ist letztlich auch gelungen, die Pfänder, also diese Bergwerke in Tirol, wieder zurückzubekommen. Und darüber hinaus ist es tatsächlich gelungen, die Türkengefahr abzuwehren, 1529, und den Staatshaushalt zu konsolidieren. Also eigentlich eine Meisterleistung, die natürlich auf dem Rücken der Untertanen, also die Bergleute, die Pfannhausarbeiter - die Leute von Hallstatt haben damals einen für heutige Verhältnisse unvorstellbaren Beitrag zur Sanierung des Staatshaushalts geleistet. Das wäre etwa so, als wie wenn heute der Bezirk Gmunden 100 Milliarden Euro aufbrächte, um die österreichischen Staatsfinanzen zu sanieren. Und 1526 passiert dann, denke ich, ein sehr wesentliches historisches Ereignis und das ist die Schlacht bei Mohács. Mohács, das liegt in Ungarn an der Donau, heute in der Nähe der Grenze zu Kroatien bzw. zu Serbien. Dort rückte ein übermächtiges türkisches Heer Richtung Westen vor und der sehr junge König von Böhmen und Ungarn, Ludwig II. Jagiello, der versuchte, diesem Türkenheer entgegenzutreten. Die Kräfte waren sehr, sehr ungleich und bei einem Rückzugsgefecht kam dann Ludwig zu Tod, er ertrank und dann setzte aber die letztlich von Maximilian I. erdachte Erbfolge ein, dass nämlich sein Enkel Ferdinand über seine Frau, eben über die Schwester des verstorbenen Ludwigs, die Anna Jagiello, dass er über seine Frau die Krone von Böhmen und Ungarn erwerben konnte. Und mit dem Erwerb dieser beiden Kronen, mit dem Erwerb dieser beiden Reiche ist es natürlich auch gelungen und das war das Entscheidende, die Salzmärkte dieser beiden Königreiche zu übernehmen. Also es wurde dann sofort systematisch damit begonnen, andere Salzproduzenten, die Salzburger wie die Bayern, von diesen Märkten zu verdrängen und dieses Salz durch Salz aus dem Salzkammergut zu ersetzen, was natürlich in Hallstatt einen unglaublichen Produktionsdruck auslöste, was ja letztendlich auch zu einem Raubbau an den Wäldern führte. Aber das war natürlich genau diese Ausweitung der Märkte, mit denen auch dann letztlich die Staatsfinanzen saniert werden konnten.
Und ein ganz wesentliches Element dieser Reorganisierung der Staatsfinanzen war auch die Reorganisierung des Staatsapparats. Das heißt, es wurden diese Verwaltungsstrukturen mit der Hofkammer eingeführt. Es wurde ein Rechtssystem eingeführt, das eher vom römischen Recht abgeleitet war, das er ja in Spanien gelernt hat. Und es wurden auch die Berufsbeamten geschaffen, also dass Ämter nicht mehr erblich waren, sondern dass die fähigsten Leute berufen wurden und mit einem entsprechenden administrativen Schriftverkehr das auch überwacht werden konnte. Und so erklärt sich eben dieses Inventar von Hallstatt, wo der neue Hofschreiber Weichslpamer, bevor sein Amt antrat in Hallstatt genau inventarisiert hat, aufgeschrieben hat, was ist da. Und wie dann sein Dienst 1540 zu Ende war, hat dann der nächste Hofschreiber auch wieder ein Inventar angelegt, hat verglichen, was ist passiert. Also man konnte schriftlich dokumentiert ganz genau verfolgen, wie hat er gewirtschaftet, wie ist er letztlich mit den staatlichen Vermögenswerten umgegangen.
Und dieses 1526er Inventar, wenn man sich die Struktur dieses Inventars anschaut, so ist dieses Inventar in sieben Hauptbereiche gegliedert. Der größte Teil beschreibt den Bergbau, die vorgetriebenen Stollen und vor allen Dingen die Laugwerke und die Solevorräte. Der zweite Abschnitt beschreibt das Pfannhaus, die Pfieseln, was dort vorrätig ist. Der dritte Teil, auf den werde ich heute näher eingehen, der beschreibt die Steinbrüche. Vierter Teil, die Vorräte an bereits produzierten Salz, das von Hallstatt noch nicht abtransportiert wurde. Fünfter Teil, damals natürlich sehr wichtig: Vorrat am Brennholz, also der Energieträger, der entscheidende Produktionsfaktor war, das war ja der Flaschenhals in der Produktion, in der Versiedung, um diese neu eroberten Märkte mit den dort nachgefragten Salzmengen zu versorgen. Abschnitt sechs im Inventar waren die Klausen und Abschnitt sieben die Finanzgebarung des Hofschreibers.
Ich werfe jetzt wirklich ein Spotlight auf einen Teil. Ich werde in weiteren Episoden andere Abschnitte dieses Inventars analysieren. Da werde ich auch versuchen, dass ich mir wirkliche Experten in den Podcast hole, die da mehr wissen als ich. Das ist einerseits, den ich ja schon oft zitiert habe, der Johann Unterberger aus Hallstatt und der Thomas Nussbaumer, der das Salinenarchiv in Bad Ischl leitet. Die beiden haben sich sehr, sehr intensiv mit diesen Themen auseinandergesetzt und die möchte ich dazu gewinnen, dass sie ihr Wissen auch in diesen Podcast einbringen.
Bei diesen Steinbrüchen gibt es zwei Steinbrüche. Das war auch in der letzten Episode schon Thema. Es gibt, und das zieht sich in vielen Quellen durch, rote und weiße Steine. Das ist klarerweise die Färbung der Steine, also die weißen Steine, das ist dieser harte, ganz leicht beige-weiße Kalkstein, den man im Dialekt auch als einen sogenannten "Palfen" bezeichnet. Und die roten Steine, in denen Eisenoxid eingelagert ist, das sind diese roten Buntkalksteine, die geologisch zur sogenannten Gosau-Decke zählen und aus diesen beiden Steinsorten wurden in erster Linie die Steher für die Pfanne produziert. Also diese große Salzpfanne, und da habe ich ja schon einige Episoden darüber gestaltet, die stand quasi auf einem Wald solcher etwa ein Meter hohen, mehr oder weniger zylindrischen Säulen, die bis Mitte des 18. Jahrhunderts aus diesen Steinen gefertigt wurden. Die waren dann mit Lehm überzogen, um sie vor dem Feuer zu schützen. Trotzdem verbrannten diese Steinsteher relativ schnell. Also die wurden trotz dieser Lehmummantelung, trotz dieses Schutzüberzuges zu Calciumoxid, zu Kalk gebrannt. Erst Mitte 18. Jahrhundert geht man dazu über, diese Pfandsteher aus Ziegel zu bauen und die halten dann länger. Also man kann sich das wirklich vorstellen wie eine klassische Säule bei einem antiken Tempel aus zylindrischem Trommeln, natürlich in einem wesentlich kleineren Maßstab. Und da gibt es immer einen weißen Steinbruch und einen roten Steinbruch. Und beim weißen Steinbruch ist angeführt, was ist an Material da, an Werkzeug da.
Das sind Eisenschlägel, zwei Eisenstangen, sechs Zweispitz. Der Zweispitz ist ein Steinbearbeitungswerkzeug. Da gibt es schon römische Funde, wo diese Werkzeugform schon festgelegt war. Also das ist ein Hammer, relativ groß, drei, vier Kilo schwer an einem langen Stiel. und der läuft nach jeder Seite mit einem Spitz aus, hat daher auch der Name Zweispitz. Von diesen Zweispitz gibt es hier sechs Stück. Dann sind Eisenplatten angeführt, 20, die kann ich mir vorstellen. Ich habe ja im eigenen Haus auch Fels abgebaut. Die sind schon sehr praktisch, wenn man mit den Eisenstangen Felsen heraushebeln möchte und das Unterlager ist nicht so gut, nicht so stabil, dass man dann eine Eisenplatte hinlegt, auf die dann die Hebelstange, die Eisenstange aufgelegt wird. Da kann man schon effizient arbeiten. Dann Eisenkeile, sechs Stück, mit denen man … in Klüfte diese Keile eintreibt und so Steine abspaltet. Und dann noch ein Werkzeug, das hier als "Pschlachthammer", zwei Stück beschrieben ist. Ein Wort, auf das ich sonst noch nie gestoßen bin. Ich interpretiere es als Beschlaghammer, also ein Hammer, um die Steine zu beschlagen. Es könnte so etwas wie der Schellhammer sein, ein mehr oder weniger Hammer, der Schneiden auf der Seite besitzt, um die Steine zu beschlagen. Aber das ist nur eine Vermutung.
Aber wenn Sie sich jetzt diese geringen Stückzahlen vor Augen führen und das in einem Steinbruch, wie wertvoll das Werkzeug war, wie wenig Werkzeug vorhanden war und wie viel Muskelarbeit erforderlich war. Und dann wird eben noch der rote Bruch beschrieben mit ähnlichen Werkzeugen, eben auch Eisenschlägel und Eisenstangen. Aber dann kommt ein Werkzeug "Kratzn". Da habe ich lange geglaubt, das sind Kraxen, also Traggestelle am Rücken. Aber ich tendiere jetzt eher dazu zu vermuten, dass das so Hauen sind, mit denen man irgendetwas wegkratzen kann und das, glaube ich, wird auch dann logisch, wenn man weiter unten schaut, wo dann steht "Zülln "Laim" 2". Also das heißt, es sind zwei Zillen nur dazu da, um den Lehm zu transportieren und da kann ich mir dann schon gut vorstellen, dass man mit diesen Kratzen den Lehm abgeschabt, weggekratzt hat und so den Lehm gewonnen hat, weil beim weißen Steinbruch fehlen diese Kratzen, es fehlt die Erwähnung des "Laim"s, des Lehms und das deckt sich natürlich auch mit den Angaben aus den Reformationslibellen, vor allen Dingen aus dem zweiten Reformationslibell, wo auch explizit darauf hingewiesen wird, das aus dem roten Bruch der "Laim", der Lehm bezogen wird, mit dem die dem Feuer besonders stark ausgesetzten Teile der Salzpfanne entsprechend ummantelt und geschützt worden sind.
Die Auflistung im 1526er Inventar von Zeug, das im weißen Steinbruch und dem, das im roten Steinbruch vorhanden ist, unterscheidet sich in einem weiteren Detail. Beim roten Steinbruch ist noch angeführt "ein Wagen, darauf man die Steine zum See führt". Und das ist für mich ein Indiz, dass dieser rote Steinbruch etwas weiter vom Seeufer entfernt war als der weiße Steinbruch, wo es beim weißen Steinbruch offenkundig nicht notwendig war, einen Wagen zu betreiben für einen Landtransport des Steinmaterials. Beim roten Bruch wurde offenkundig das Material mit einem Wagen vom Bruch zum See transportiert. Für mich natürlich ein Indiz, der weiße Steinbruch in Seenähe, der rote Steinbruch weiter entfernt. Und mich würde es natürlich sehr interessieren, ob man diese Steinbrüche noch aufspüren könnte.
Mir ist nichts bekannt, wie gesagt, meine Vermutung ist, möglicherweise im Bereich Obersee, weil in der geologischen Formation des Saarsteinstocks gleichzeitig Lehm und Stein vorkommt, also Steine vollkommen, die mit Lehm überlagert sind.
Wo mir das Fachwissen fehlt, wo rund um den Hallstättersee kommen rote Buntkalksteine vor? Daher meine Bitte an Sie, liebe Hörer, wenn Sie irgendetwas wissen über alte Steinbrüche nahe beim Ufer oder etwas vom Ufer entfernt, vielleicht ein alter Stichweg, welcher von einem Steinbruch Richtung See verläuft, Vielleicht noch von Spuren der Steinbrüche in der Landschaft, vielleicht Flurbezeichnungen, die wie Laimgrube oder Steinbruch darauf hinweisen. Ich wäre jedenfalls über Hinweise dazu von Ihnen sehr dankbar.