Baukulturelles Erbe im Salzkammergut
Der südliche Beginn der Soleleitungs-Trasse führt zwischen der Kirchentalstube und der Sulzstube beim Gosauzwang durch hochalpines Gelände. Durch geschickte Trassierung und aufwändige Kunstbauten ist es gelungen eine Industriepipeline harmonisch in die Landschaft einzufügen. Die Steinbauten sind in einem guten Erhaltungszustand und repräsentieren einen integralen Bestandteil der Kulturlandschaft des Welterbegebiets Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut.
Ab der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert wurde die Soleleitung durch die nördliche Felswand der Hallstätter Mühlbachschlucht geführt. Zur Erschließung dieses unzugänglichen Bereichs wurde im oberen Drittel der Schlucht eine galerieartige Felsstiege in die fast senkrechen Steilwand geschlagen. Am Fuße der Felsstiege liegt das Mundloch des Franz-Josephs-Förderstollen, der 1856 aufgeschlagen worden ist. Mit dessen Fertigstellung wurde dort die Soleleitung unter Tag verlegt und vom Mundloch weg in die weiter nordwärts führende Trasse eingebunden. Dieser Streckenabschnitt führt mit sanftem Gefälle quer durch eine steile Felswand, so dass zur Trassenführung Halbbrücken errichtet werden mussten. Dies kunstvollen und dauerhaften Substruktionen sind aus sorgfältig gefügten Quader-Trockenmauerwerk errichtet. Dieses frühen Zeugnisse der Salzindustrie sind gut erhalten und stehen seit 2017 unter Denkmalschutz.
Hallstatt wurde verkehrstechnisch vom ausgehende Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts über den Wasserweg erschlossen. Erst in den 1880er Jahren löste die Kronprinz-Rudolf-Bahn die Traunschifffahrt ab und zur Wende zum 20 Jahrhundert wurden die ersten Straßenbauprojekte umgesetzt. Ein Inschrift in einer Futtermauer an der Straße von Hallstatt nach Obertraun zeugt von dieser Umbruchsphase.
Der "Pulverturm", das ehemalige Sprengmitteldepot für den Salzbergbau im Echerntal hat seinen Namen von einem zylindrischen Vorgängerbau, der am Saumweg nach Obertraun stand und letztlich dem Straßenbau weichen musste. Der Ersatzbau von 1887 ist über einen Rechteckgrundriss in kalkmörtelgebundenem Bruchsteinmauerwerk mit Eckquadern ausgeführt. Das mit Lärchenbrettern gedeckte Satteldach mit ausreichenden Überstand ruht auf einem Pfettendachstuhl. Das Objekt wird als Lager genutzt und befindet sich durch laufende Pflegemaßnahmen in einem guten Erhaltungszustand.
Definiert man Single Factory Towns als Ansiedlungen, in denen ein einziges Unternehmen den gesamten Lebensvollzug strukturiert, so kann Hallstatt als ein europäischer Prototyp dieser Siedlungsform gelten. Daraus erklärt sich, dass das Ortszentrum nicht kontinuierlich gewachsen, sondern zur Zeit der Marktgründung im frühen 14. Jahrhundert nach betriebstechnischen Grundsätzen gezielt geplant angelegt worden ist. Betrachtet man den Markt von oben, etwa von der oberen Parkterrasse aus, sind diese Strukturen heute noch deutlich ablesbar.
Unser baukulturelles Erbe birgt ein Fülle von Baudetails, die nicht nur über Jahrhunderte gut funktioniert haben, sondern darüber hinaus in ihrem Alterungsprozess sogar noch an Schönheit gewonnen haben. Kastenfensterkonstruktionen aus Holz mit hölzernen Fensterläden, weisen mit ihren hervorragenden Sonnenschutzeigenschaften erhebliches Zukunftspotenzial auf. Kalk war bereits zur Römerzeit das Standardbindemittel für Mörtel - römisches Mauerwerk besteht nun schon seit Jahrtausenden. Kalk ist aber auch ein umweltverträglichstes mineralisches Bindemittel. Im Gegensatz zu Zement nimmt Kalk bei seinem Aushärtungsprozess CO2 auf und bindet es dauerhaft.