Welterbe Hallstatt

Welterbe Hallstatt

Baukulturelles Erbe im Salzkammergut

Hallstatt Trockenmauern über dem Markt

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Steine, welche ohne Zuhilfenahme von Mörtel zu einer Mauer zusammengefügt sind heißen Trockenmauerwerk, gelten als die hohe Schule der Maurerkunst und benötigen keine Fundamente, da sie in der Lage sind, die Frostbewegungen des Bodens zu übernehmen ohne dabei ihr Gefüge zu verlieren. Nur ein Stein, der auch ohne Mörtel seine Position behält, liegt richtig. Im Hallstätter Kirchental, dem steilen Gelände über dem Ortszentrum stößt man immer wieder auf Trockenmauern, die als Steinschlagschutz errichtet wurden. Dazu begingen bis ins 19. Jahrhundert von den Salinen finanzierte "Steinbewahrer" regelmäßig das Gelände, sammelten lose Stein ein und schichteten sie an sicheren Plätzen kunstvoll auf. Dabei gelang es mit dem Einsatz lokaler Arbeitskräfte dauerhafte Steinschlagsicherungen auszuführen die sich harmonisch in die Kulturlandschaft einfügen.

Hallstatt Sulzstube Kirchental

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Die Soleleitung von Hallstatt nach Ebensee ist eine technische Pionierleistung aus der Wende von 16. zum 17. Jahrhundert. Die im Hallstätter Bergwerk produzierte "Sulze", wie damals die Kochsalzlösung genannt wurde, floss durch 13.000 durchbohrte und zusammengesteckte Baumstämme in das 34 Kilometer entfernte Sudhaus nach Ebensee. Dabei musste auch ein Gefälle von 450 Höhenmetern bewältigt werden, was in einem geschlossenem Rohrsystem einen Druckanstieg bewirken würde, dem das hölzerne Leitungssystem nicht standgehalten hätte. Daher wurden auf der Leitungstrasse an neuralgischen Punkten Druckausgleichsbehälter, Sogenannte "Sulzstuben" positioniert. Diese quaderförmigen, dicht gefügten Blockzimmerungen fassten bis zu 50m3 und waren zum Druckausgleich nach oben offen. Um diese aufwändig hergestellten Zimmerwerken möglichst lange nutzen zu können, wurden sie hüttenartig eingehaust. Die Wände der Kirchentalstube sind vertikal verbrettert und das von einem einfach stehenden Pfettenstuhl getragene, etwa 40° geneigte Satteldach mit Lärchenbrettern gedeckt. Der südliche Giebel, in dessen Verbretterung zwei rautenförmige Lichtöffnungen eingeschnitten sind, kragt aus und bildet so ein schützendes Vordach für den Eingangsbereich. Moderne Rohrleitungen aus druckfestem Kunststoffmaterial habe die Sulzstuben obsolet gemacht. Vom Solebehälter der Kirchentalstube ist nur die westliche Seitenwand erhalten geblieben und erinnert an eine Zeit, in der es gelungen ist aus lokal vorhandenen natürlichem Materialien und mündlich tradierter Handwerkskunst eine technische Meisterleistung zustande zu bringen, die über 300 Jahre erfolgreich in Funktion stand.

Hallstatt Kirchental Konstruktionen am Soleleitungsweg

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Mauerwerk, das ausschließlich aus Blöcken mit rechteckigen Köpfen besteht, heißt Quadermauerwerk. Bei den Salinenbauten des 18. und 19. Jahrhunderts im Welterbegebiet Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut finden sich hervorragende Beispiele dieser Mauertechnik. Die Investitionen der damals staatlichen Salinen waren auf sehr lange Zeiträume ausgelegt, die Ausführung sowohl der Hoch- als auch der Tiefbauten war von höchster Dauerhaftigkeit. Darüber hinaus standen in diesem nachhaltigen, staatswirtschaftlichen System, Arbeitskräfte zur Verfügung, welche die Bauten permanent pflegten. Doch selbst zu Beginn des 21. Jahrhunderts, nachdem diese Obsorge nun schon einige Jahrzehnte ruht, sind diese Mauern oft noch in einem guten Erhaltungszustand. Die Köpfe der salinarischen Quadermauern sind ohne sichtbaren Randschlag völlig eben mit dem Zweispitz oder dem Spitzeisen hergerichtet. Die Fugen weisen eine sehr hohe Passgenauigkeit von nur wenigen Millimetern auf, und sind oft auch als Trockenmauern ausgeführt. Alle Köpfe sind im liegenden Rechteckformat eingebaut. Die präzise Bearbeitung der einzelnen Quader wiederholt sich durch die äußerst ebenen Sichtflächen im Gesamtbild der Mauern.
Wie bei den Bruchsteinmauern gilt es auch hier, die größten Steine im Fußbereich der Mauer zu verarbeiten. Nicht nur die Hebearbeit wird dadurch weniger, sondern auch die Tektonik der Mauer wird optisch lesbar und zudem stellt sich noch eine perspektivische Wirkung ein, welche die Mauer höher erscheinen lässt.
Die Qualität der verwendeten Quader macht die Ausführung einer speziellen Mauerkrone überflüssig. Stützmauern fügen sich gut in die Umgebung ein, wenn der Grasbewuchs des oberhalb liegenden Hangs bis zur Vorderkante der Mauerkrone reicht.

Hallstatt Geschriebener Stein am Weg zum Salzberg

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Die besondere wirtschaftliche Bedeutung des Kammergutes führte sehr früh zu einer besonderen Obsorge der Staatsgewalt um den Bestand und die Entwicklung der dort vorhandenen Produktionsmittel. Diese Sonderstellung für den Salzproduktionsbetrieb in Hallstatt bereits am Beginn der Neuzeit belegbar. Kaiser Maximilian I. erließ nicht nur genaue Dienstvorschriften sondern visitierte den Halstätter Salzbergbau im Jahr 1504 höchstpersönlich. Der Geschriebener Stein am Serpentinenweg zum Salzberg, den sogenannten "Wank" erinnert seit über einem halben Jahrtausend an dieses Ereignis.

Hallstatt Mühlbachschlucht - Verbauung

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Der älteste Salzbergbau der Welt im Hallstätter Salzberg-Hochtal bildet den Kern der UNESCO Welterbe Kulturlandschaft Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut. Dieses kesselförmige Hochtal wird über den Mühlbach in den Hallstättersee entwässert. Dabei überwindet der Wildbach in seinem Mittellauf eine Höhenstufe von etwa 300 Metern, die als steile Felsklamm in die Berglehne eingeschnitten ist. Starkregenereignisse lösen periodisch Murgänge aus, die durch den Mühlbachlauf in den Hallstättersee strömen und so im Laufe der Jahrtausende einen Schuttkegel gebildet haben, auf dem das etwa vier Hektar umfassende historische Ortszentrum von Hallstatt gegründet ist. Am 18. Juli 1884 ereignete sich eine Muren-Katastrophe, welche in weiterer Folge die forsttechnische Abteilung für Wildbachverbauung des k.u.k. Ackerbauministeriums zur Errichtung von Schutzbauten veranlasste. Um diesen Wildbachverbauten mit einer langen Bestandsdauer ausführen zu können, wurden dazu schwerer Quadersteine verwendet. Hochwertiges Kalksteinmaterial war in der unmittelbaren Nähe des Arbeitsfeldes vorhanden, als Facharbeiter für die Bearbeitung und den Einbau der Blöcke wurden fachkundige Arbeitskräfte aus Krain und Trentino-Südtirol herangezogen.

Hallstatt Falkenhaynsperre im Mühlbach

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Die Verbauung des Hallstätter Mühlbachs in den Jahren 1885 bis 1888 gilt als das erste Großprojekt der k.u.k. forsttechnischen Abteilung für Wildbachverbauung. Prototypisch wurden hier steinerne Verbauten mit umfangreichen forsttechnischen Begleitmaßnahmen kombiniert, sodass über Jahrzehnte ein wirksamer Schutz der UNESCO-Welterbestätte Hallstatt gewährleistet war. Am Übergang von Oberlauf zum Mittellauf des Mühlbachs wurde bereits 1885 die Falkenhayn-Sperre, benannt nach dem damaligen Ackerbauminister, aus großen Kalksteinblöcken errichtet. Der Querbau weist eine Spannweite von 14.6 m, eine Höhe von durchschnittlich 5 m und eine Kronenbreite von 2.0 m auf. Das Werk ist mit dem rechten Flügel im gewachsenen Felsen, mit dem linken in einem Kolossal-Felsblock eingelassen.

Hallstatt Bergschmiede am Franz-Josephs-Horizont

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1856 wurde am Hallstätter Salzberg auf halber Höhe zwischen Markt und Rudolfsturm der Franz-Josephs-Horizont aufgeschlagen. Mit dieser Verlagerung des Salzabbauschwerpunkts musste auch die Bergschmiede, in der die Werkzeuge der Bergleute instand gehalten wurden, Richtung Tal verlegt werden. Das, dreigeschoßige, wirkmächtige Gebäude beherbergte im Erdgeschoß die Schmiede und das erste Hallstätter Elektrizitätswerk. Die beiden oberen Geschoße wurden von vier Arbeiter-Familien bewohnt. Das Gebäude mit seiner historistischen Fassade mit ockerbrauner Nullebene die durch helle Putzfaschen gegliederten ist, wurde aus Vollziegelmauerwerk errichtet und mit Satteldach abgeschlossen. durch private Initiative befindet sich das Objekt in einem hervorragenden Erhaltungszustand.

Hallstatt Arbeitersiedlung "Neuhäuser" Lahn

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1890er Jahre wurde der große Brennholzlagerplatz, der "Holzaufsatz", nicht mehr gebraucht. Des ebene Grundstück in unmittelbarere Nähe des Sudhauses Lahn war für die Errichtung von Arbeiter Wohnhäusern gut geeignet. Das Erstarken der Arbeiterbewegung bildet sich in Hallstatt prototypisch mit diesen hochwertigen, zweigeschoßigen, durch einen Mittelgang zweihüftig erschlossenen sozialen Wohnbauten ab, die ursprünglich von jeweils vier Familien bewohnt wurden. Das Mauerwerk besteht aus Vollziegeln, die monolithischen Blockstufen der Stiegen aus Granit, welche bereits mit der neu errichteten Kronprinz-Rudolfs-Bahn herangeschafft worden waren. Im ihrer Dimension und ihrem Habitus mit Satteldach und einer Wiederkehr, sowie mit der durch helle Putzfaschen gegliederten Fassade nehmen diese Gebäude die regionale Baukultur auf.

Hallstatt Salinenschmiede Lahn

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Die Salinenschmiede im Hallstätter Ortsteil Lahn ist das letzte nahezu unverändert erhalten gebliebene Betriebsobjekt des in den 1980er Jahren demolierten Sudhauskomplexes.
Als letztes Betriebsgebäude übersiedelte die Schmiede nach dem katastrophalen Marktbrand von 1750 im Jahr 1896 in die Lahn, da erst zu dieser Zeit die am alten Standort verfügbaren Wasserkräfte durch elektrischen Antrieb substituiert werden konnten.
Der über einen Rechteckgrundriss von 12m x 20m und mit einem Satteldach geschlossene Baukörper zeigt mit seinen Sichtziegelelementen das typische Erscheinungsbild eines Industriebaus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Schöne Details bilden die Abstützungen der auskragenden Sparren im Traufbereich und die fein gegliederten Holzsprossenfenster.

Hallstatt Kalvarienbergkirche

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Zu Beginn des 18. Jahrhunderts nahm die Gegenreformation in Form von Kalvarienberganlagen, die in Ebensee, Ischl Lauffen, Gosau und Hallstatt errichtet wurden, auch bauliche Gestalt an. Die Topologie der steilen Hänge nutzend, führen die in Kapellen untergebrachten, vollplastisch und lebensgroß ausgeführten Kreuzwegstationen zum Gipfelpunkt, den eine mit einer Kreuzigungsszene ausgestattete Kalvarienbergkirche einnimmt. Die Hallstätter Kalvarienberganlage wurde im barocken Stil zwischen 1700 und 1710 errichtet.

Über diesen Podcast

Das Welterbegebiet Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut ist eine einzigartige Kulturlandschaft mit einem reichen baukulturellen Erbe. Mein Name ist Friedrich Idam und ich stelle ihnen in jeder Episode eine neuen Aspekt unseres Welterbes vor. Dieser Podcast wird von Welterbe - Management Hallstatt unterstützt.

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von und mit Friedrich Idam, Gestaltung: Reinhard Pilz

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